Frenetisch gefeierter 27:26 Erfolg gegen TV Großwallstadt

Foto: So sehen Derbysieger aus – auch die Sponsoren Leo Löffler und Matthias Kühn freuen sich mit

Viel besser hätte man auch das Drehbuch zu einem Thriller nicht schreiben können. Im LÖWE/WEKUmat Derby bogen die Baggerseepiraten mit einer beeindruckenden kämpferischen Leistung eine schon verloren geglaubte Partie in den letzten fünf Minuten noch um und revanchierten sich somit für die 30:27 Hinspielniederlage. Sieggarant war neben einem gut aufgelegten Marco Rhein erneut Timo Kaiser, der fast die Hälfte aller HSG-Treffer erzielte.

Schon vor dem Anpfiff lag eine ganz besondere Atmosphäre über der proppenvollen Sporthalle an der Wiesbadener Straße. Gut 600 Zuschauer –davon über 100 aus Großwallstadt- waren gekommen, um sich das Derby gegen den Altmeister anzuschauen und selbst die sprichwörtliche Kirchenmaus hätte Probleme gehabt, einen Platz zu finden. Beide Teams waren sofort auf Betriebstemperatur und so entwickelte sich vom Start weg eine sehenswerte Partie mit zahlreichen Offensivaktionen. Im Fokus stand das im Vorfeld schon angekündigte Duell der Top-Torjäger, Kaiser gegen Eisenträger – letzterer war nach mehreren Wochen Verletzungspause wieder einsatzfähig und sorgte für mächtig Betrieb auf dem Spielfeld. Auf Seiten der Gastgeber war es Timo Kaiser, der immer wieder die Lücken in der TVG-Abwehr fand und alleine in der ersten Halbzeit 8 Treffer erzielte. Doch sein gegenüber Eisenträger stand ihm in nichts nach und markierte ebenso 8 Treffer, davon einige, bei denen man sich fragte, welche Sprungfedern der 24-jährige Erlenbacher in seinen Schuhen eingebaut hat. Da sich in schöner Regelmäßigkeit auch andere Spieler in die Torschützenliste eintragen konnten und die Deckungsarbeit etwas vernachlässigt wurde, fielen die Tore im Minutentakt. Die Gäste hatten dabei leichte Vorteile und lagen über die Stationen 8:10, 10:12 und 12:14 stets mit ein oder zwei Treffern in Front. Doch die Hausherren ließen sich nicht abschütteln, bissen sich in die Partie zurück und verkürzten den Rückstand bis zur Halbzeit (14:15).

Nach Wiederanpfiff erwischten die Rodgauer dann einen Auftakt nach Maß, erst gelang dem starken Philippe Kohlstrung per Strafwurf der Ausgleich, dann erzielte Rok Setnikar aus spitzem Winkel ein Traumtor zur 16:15-Führung. Die TVG-„Bubis“ ließen sich davon aber nicht beeindrucken. Gestützt auf Routinier Jens Tiedtke in der aggressiv zu Werke gehenden Abwehr, übernahmen die Mainfranken postwendend wieder die Führung und lagen beim 20:22 mit 2 Toren in Front. Doch auch die HSG-Abwehr steigerte sich nun zusehends. Der Kräfteverschleiß bei den Offensivreihen aufgrund des höllischen Tempos der ersten 40 Minuten war deutlich bemerkbar und dementsprechend taten sich die Mannschaften schwerer mit dem Torewerfen. Zudem steigerte sich vor allem der Kapitän der Baggerseepiraten, Marco Rhein, der eine Parade nach der anderen zeigte und etliche gute Chancen der Gäste vereitelte. Und auch der für einen Strafwurf ins Tor beorderte Marvin Hoppenstaedt konnte im 1:1 Duell gegen Eisenträger den 7-Meter inklusive Nachwurf parieren. Beide Teams kämpften nun verbissen um jeden Ball und stürzten sich in die hart aber zumeist fair geführten Zweikämpfe. Die Gäste hatten dabei stets die Nase vorn, beim 23:25 gut 7 Minuten vor dem Ende war es erneut Timo Kaiser, der den Anschluß herstellte. Knapp 5 Minuten waren noch zu spielen, als der wuchtige Kreisläufer der Gäste –Patrick Gempp- seine Farben erneut mit 2 Toren in Führung brachte. Zu diesem Zeitpunkt sah es nicht danach aus, als ob den Hauptmann-Schützlingen die Wende gelingen würde, die Aktionen waren etwas zu überhastet und hektisch. Einzig der überragende Kaiser behielt die Übersicht und markierte mit seinem 12. Treffer das 24:25. Als dann auch noch Christian Schmid unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Fans den 26:26 Ausgleich erzielte, kochte die Halle. Den anschließenden Angriff konnte der TVG wiederum nicht erfolgreich abschließen, zudem handelte sich Eisenträger noch eine berechtigte 2 Minuten-Strafe ein, so daß die Baggerseepiraten plötzlich wieder im Vorteil waren. Auf den Sitzen hielt es zu diesem Zeitpunkt längst schon keinen mehr, Derby-Feeling pur war jetzt angesagt, eine Prognose über den Ausgang der Partie absolut unmöglich. Trotz der Überzahl, taten sich die Gastgeber extrem schwer, eine Lücke zu finden, erst 40 Sekunden vor Schluß setzte sich Kohlstrung energisch durch und wuchtete die Harzkugel unter dem ohrenbetäubenden Jubel der HSG-Fans, darunter auch Landrat Oliver Quilling, in den Winkel. Nun waren die Wällster in Ballbesitz und spielten clever die Uhr runter, bis Eisenträger wieder ergänzen durfte. Zudem brachten sie den 7. Feldspieler und als Alex Hess mit seiner 3. Zeitstrafe vom Feld mußte, waren noch 4 Sekunden zu spielen und die Gäste mit 7:5 in Überzahl. Den 600 Zuschauern stockte der Atem, als sich Eisenträger beim fälligen Freiwurf in die Luft schraubte und ein Geschoß in Richtung HSG-Gehäuse lancierte. Doch Marco Rhein bekam mit einem Reflex noch die Hand an den Ball, lenkte den Wurf über die Latte und hielt somit den Heimsieg fest. Unbeschreibliche Jubelszenen auf der einen Seite und totale Enttäuschung auf der anderen prägten dann das Bild nach dem Schlußpfiff.

Als fairer Verlierer zeigte sich in der anschließenden Pressekonferenz TVG-Trainer Heiko Karrer: „Wir haben alles abgerufen und der HSG die Stirn geboten, leider hat es heute nicht zum Sieg gereicht, aber ich muß meiner Mannschaft ein Kompliment für die kämpferische Leistung aussprechen.“ Ähnlich sah es auch HSG-Trainer Hauptmann, der zwar kein „brilliantes Handballspiel“ gesehen hatte, aber ein Derby das „mit der Leidenschaft geführt wurde, die die Zuschauer sehen wollen.“ Für reichlich Gesprächsstoff war also gesorgt und die Fans diskutierten im Anschluß an die Partie bei zahlreichen kühlen Getränken noch bis in die späten Stunden, vor allem die Wällster Feuerwehr löschte dabei so einige Brände……

Die HSG möchte sich bei allen Zuschauern bedanken, die für eine sehr spezielle Stimmung gesorgt haben. Ebenso geht der Dank an die zahlreichen Helfer und Unterstützer, die den reibungslosen Ablauf ermöglichten. Und getreu dem Motto „Save the best for last“: Ein Riesendankeschön an die Spielsponsoren Leo Löffler und Matthias Kühn, die mit Gattinnen anwesend waren sich mit Sicherheit für das absolutes Highlight-Spiel in dieser Saison entschieden haben.

Trainergespräch unter: https://www.youtube.com/watch?v=o0EhAPlTt-I

Interview mit Timo Kaiser: https://www.youtube.com/watch?v=7OdiFhVKVMY