Zehn schwache Minuten in Elsenfeld-
Es war alles angerichtet für das Spitzenspiel in der 3. Liga Mitte: Eine proppenvolle Halle, lautstarke Fanlager und zwei bis in die Haarspitzen motivierte Teams. Am Ende dieses beeindruckenden Handballtages setzte sich der Favorit und selbsterklärte Aufstiegsaspirant verdient mit 30:21 durch. Vor allem die Phase nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Philippe Kohlstrung nutzten die „Wällster“ im Stile einer Spitzenmannschaft gnadenlos aus und zogen vorentscheidend vom 9:8 auf 15:8 davon.
Im Lager der Rodgauer wußte man zunächst nicht, ob man lachen oder weinen sollte. Während sich mit Michi Weidinger der erste Langzeitverletzte nach über einem halben Jahr wieder an Bord zurückmeldete, hatte Philippe Kohlstrung beim Aufwärmen mit muskulären Problemen zu kämpfen. So entschied man sich zunächst dazu, „Kohli“ nur in der Abwehr einzusetzen. Im Angriff setzte man auf die ungewohnte Variante, mit Sam Hoddersen auf der Mitte zu agieren. Allen Widrigkeiten zum Trotz spielten die Rodgauer munter auf, vor allem über die variablen Abläufe in der Offensive kam man zu schönen Treffern. Über die Spielstände 3:3, 6:6 und 9:8 hielt man die Partie absolut offen, auch weil Kapitän Marco Rhein wieder einen Sahnetag erwischt hatte und im Verbund mit seiner Abwehr den Spitzenreiter vor einige Probleme stellte. Die bis dato sattelfeste Abwehr wurde nach der 25. Minute aber extrem geschwächt, denn Philippe Kohlstrung signalisierte der Bank, dass es für ihn nicht mehr weitergehen würde. Die genaue Diagnose der Verletzung steht noch aus, es ist allerdings zu befürchten, dass der Schlüsselspier bis Ende des Jahres ausfallen wird. Der weitere personelle Nackenschlag und vor allem die nötigen taktischen Veränderungen in der Abwehr führten zu einer spürbaren Verunsicherung. Während die Unterfranken bis zur Halbzeitpause noch 4 weitere Tore erzielten, klappte bei den Gästen nun gar nichts mehr. Mit einer 13:8-Hypothek ging es in die Kabinen, doch auch nach Wiederpfiff der beider Unparteiischen kamen die Redmann-Schützlinge nicht wieder Tritt. Zwei weitere schnelle Treffer der Gastgeber schraubten den Spielstand auf 15:8, da musste einem schon Angst und bange werden. Aber nun ging wieder ein Ruck durch die Mannschaft, angetrieben vom besten Werfer Hoddersen (7) und Michi Weidinger (3) war man beim 17:14 plötzlich wieder auf Tuchfühlung. Zudem kassierte Lars Spieß seine zweite Zeitstrafe, die anschließende Überzahlsituation konnte man aber nicht zum eigenen Vorteil nutzen. Ganz im Gegenteil: Einem 4:0 Lauf der Hausherren hatten die wacker kämpfenden Rodgauer nichts mehr entgegenzusetze. Am Ende stand die zweite Saisonniederlage fest, die mit 30:21 sicherlich ein paar Tore zu hoch ausfiel. Schwerwiegender als die verlorenen Punkte ist mit Sicherheit der Ausfall von Philippe Kohlstrung in den nächsten Wochen. Das sah auch Trainer Jan Redmann so: „Glückwunsch nach Großwallstadt. Wenn du hier gewinnen willst, muss einfach alles passen. Das war für uns heute mit der Verletzung von Kohli leider nicht möglich. Trotzdem kann ich den Jungs zur gezeigten Leistung nur gratulieren, das war über weite Strecken sehr ordentlich. Danke auch an unsere Fans, die uns leidenschaftlich unterstützt haben. Jetzt heißt es Mund abputzen und sich mit voller Konzentration auf das nächste schwere Spiel am Samstag vorzubereiten, da brauchen wir wieder eine besondere Atmosphäre.“