Fulminanter Schlußspurt sichert 23:25 Auswärtssieg – Foto: Der treffsichere Benni von Stein erzielte 5 Treffer –

Kapitän Marco Rhein grinste übers ganze Gesicht, der erblondete Timo Kaiser ballte die Fäuste und Trainer Redmann schnaufte erst mal tief durch. Grund für die freigesetzten Emotionen war das gerade abgepfiffene Duell gegen die Bundesligareserve in Wetzlar. Nach wechselnden Führungen und spannendem Spielverlauf belohnten sich die Rodgauer am Ende für eine überragende kämpferische Leistung mit dem fünften Auswärtssieg der laufenden Saison. Die Punkte 25 und 26 waren allerdings in die Rubrik „schwer erkämpft“ einzuordnen. Dass es nicht einfach werden würde, etwas Zählbares aus Mittelhessen mitzubringen war schon im Vorfeld klar. Zum einen war die personelle Situation nach wie vor angespannt, zum anderen traf man auf einen Rivalen, der schon zahlreiche Spitzenteams vor heimischem Publikum bezwungen hatte.

Dermaßen gewarnt gingen die Baggerseepiraten direkt nach dem Anpfiff mit voller Konzentration zu Werke. Schnelle und schnörkellos vorgetragene Angriffe wurden effektiv verwertet. Dazu gesellte sich die gewohnt zweikampfstarke Deckung, in der Philip Wunderlich 60 Minuten rackerte. Lohn des starken Auftritts war eine 1:4 Führung nach knapp 10 Minuten, die auch nach einer Auszeit der Heimmannschaft weiter ausgebaut wurde. Als der bis dahin beste Akteur Johannes von der Au das 5:9 erzielte, war man nach wie vor voll auf Kurs. Doch genau in dieser Aktion verletzte sich der Leistungsträger und mußte zur medizinischen Behandlung von der Spielfläche. Die notwendigen Umstellungen in Abwehr und Angriff führten wie schon in Oftersheim zu einer kurzen Phase der Verunsicherung. Die trotz ihrer Jugend sehr cleveren Gastgeber nutzten dies sofort aus. Vor allem über die spielbestimmende Figur Ian Weber kam der Bundesliganachwuchs immer näher heran. Ihn und Torben Waldgenbach bekam die HSG-Defensive nur schwer in den Griff. Eben jener Waldgenbach sorgte dann mit einem Hattrick für den 12:12-Ausgleich. Aus Sicht der Baggerseepiraten kam es kurz vor der Halbzeit dann noch schlimmer. Während man selbst mit einer totalen Ladehemmung zu kämpfen hatte, setzten die euphorischen Wetzlarer zwei weitere Treffer drauf. Mit dem Pausenpfiff kassierte Wunderlich zu allem Überfluss noch eine Zweiminuten-Strafe.

In Unterzahl agierend bekam man nach Wiederbeginn gleich die nächsten beiden Gegentore eingeschenkt, beim 16:12 wurde den gut 50 mitgereisten Fans schon Angst und Bange. Doch wie von Geisterhand geführt, besannen sich die HSG´ler wieder  ihrer kämpferischen Stärken. In der Abwehr wurde -gestützt auf einen sich stetig steigernden Marco Rhein- feinster Rodgauer Beton angerührt. Den technisch exzellent ausgebildeten Wetzlarern, die zeitweise mit technischen Kabinettstückchen brilliert hatten, wurde kein Zentimeter Hallenboden überlassen. Fast undurchdringlich war nun der Abwehrverbund, von der 34. bis zur 48. Minute liessen die Redmann-Jungs exakt einen Gegentreffer zu. In der eigenen Offensive fand man zusehends die Zielgenauigkeit wieder.  Allen voran Benni von Stein, glänzend in Szene gesetzt von seinen Mitspielern, markierte jetzt Tor um Tor. Der wieder zurückgekehrte von der Au sorgte für die notwendige Stabilität in der Abwehr und so war es nicht verwunderlich, dass sich die Rodgauer bis auf 18:22 absetzten. Doch auch die Wetzlarer mobilisierten noch einmal alle Kräfte, beim 22:22 in der 53. Minute war die Frage nach dem Sieger völlig offen. In eigener Unterzahl fasste sich dann Youngster Ketil Horn ein Herz und erzielte mit einem Treffer „durch die Hosenträger“ die erneute HSG-Führung. Die wurde zwar wieder egalisiert aber in den letzten beiden Spielminuten stand die Abwehr bombensicher und nachdem Benni von Stein mit einem Doppelpack die Anzeigetafel auf 23:25 gestellt hatte, war die Partie endgültig entschieden. Unter dem lautstarken Jubel der zahlreich mitgereisten Fans ließen sich Rhein & Co. verdientermaßen feiern, denn mit diesem Sieg gegen den Tabellennachbarn verteidigte man den dritten Platz. Coach Jan Redmann war anschließend voll des Lobes: „Ich kann gar nicht genug betonen, wie stolz ich auf diese Mannschaft bin. Jeder hat heute zu 100 % die Vorgaben erfüllt, das war wieder eine kämpferisch bärenstarke Leistung.“