Baggerseepiraten unterliegen Rimpar erst in der Verlängerung mit 31:33
Denkbar knapp verpassten die Baggerseepiraten in der ersten DHB-Pokalrunde gegen die favorisierten Wölfe aus Rimpar eine Überraschung. Am Ende eines denkwürdigen Abends gab es trotzdem Standing Ovations für die völlig ausgelaugten Akteure – und das absolut verdient. Denn die Spieler von Trainer Jan Redmann zeigten vor knapp 300 Zuschauern eine bärenstarke Leistung, zwangen den Zweitligisten sogar in die Verlängerung und mussten sich erst dann der individuellen Klasse geschlagen geben.
Es ging direkt munter los, ein sehenswerter Treffer von Sam Hoddersen bildete den Auftakt zu einem spannungsgeladenen Pokal-Handballabend. Beide Teams zeigten sich offensiv spielstark, da war es nur folgerichtig, dass die Tore wie am Fließband fielen. Die jeweiligen Defensivreihen hatten große Probleme, die gegnerischen Schützen unter Kontrolle zu halten. Auf Seiten der Gäste war dies vor allem beim Duo Schmidt/Kaufmann der Fall. Die beiden Routiniers waren von der HSG-Abwehr kaum zu stoppen und zeigten sich hauptverantwortlich dafür, dass die Rimparer nach der ersten Auszeit -genommen vom sichtlich unzufriedenen Gästetrainer Julian Thomann-besser in Fahrt kamen. Doch die Baggerseepiraten hielten voll dagegen, entweder war es Johannes von der Au, der sich kompromisslos in die Zweikämpfe warf oder der bestens aufgelegte Philippe Kohlstrung, mit 10 Treffern herausragender Schütze an diesem Tag. Einige kleinere Fehler auf Seiten der Hausherren nutzte der Favorit nach dem 9:7 eiskalt aus, da war auch ein erneut glänzend parierender Marco Rhein des Öfteren chancenlos. Bis zum Halbzeitpfiff der gut leitenden Unparteiischen schafften es die Unterfranken, sich Stück für Stück abzusetzen. Mit einem 15:18 ging es schließlich in die Kabinen und die Zuschauer -darunter Stadtwerke-Chef Ebel-Waldmann- durften sich jetzt schon über eine hervorragende Leistung ihrer HSG’ler freuen. Die fühlten sich in der ab sofort umfirmierten Rodaustrom Sportarena sichtlich wohl.
Nach dem Seitenwechsel nahm die Begegnung dann richtig Fahrt auf. Zwar konnten die Gäste zunächst auf 15:19 erhöhen, doch dann gelangen den Baggerseepiraten durch eine stabilere Deckung einige Ballgewinne, die durch schnelles Umschalten in Torerfolge umgemünzt wurden. Unter anderem erzielte Michi Air Weidinger einen spektakulärer Treffer, als er einen millimetergenauen Pass von Marco Rhein im Sprung annahm und krachend unter die Latte versenkte. Spätestens da war die Halle auf Betriebstemperatur, immer stärker wuchs der Glaube an die mögliche Überraschung. Beide Teams mussten dem hohen Tempo der ersten Halbzeit Tribut zollen, für jedes Tor wurde nun mächtig geackert. Die Hausherren blieben trotz bester Chancen immer wieder an Gästetorhüter Wieser hängen, der auch für DIE Fairplay-Aktion des Spiels verantwortlich war. Nach einem von ihm parierten Ball entschieden die Schiris zunächst auf Einwurf für Rimpar. Doch Wieser gab deutlich zu verstehen, dass er als letztes den Ball berührt hatte – und das beim Stand von 22:23 ! Damit gab es Einwurf für die HSG, Applaus für den fairen Keeper und die Hoffnung, dass dieses Beispiel Schule macht. Die Partie bewegte sich auf einem hohen kämpferischen Niveau, auch die eingewechselten Akteure fügten sich nahtlos ein. Über 23:23 und 25:25 bog man schließlich auf die Zielgerade. Ein Doppelschlag der Gäste schien drei Minuten vor Ende schon die Entscheidung zu sein, aber mit einem wahren Kraftakt stellte zunächst Ketil Horn den 26:27 Anschluss her. In den letzten 60 Sekunden hielt es dann niemanden mehr auf den Sitzen. Die Wölfe, in Unterzahl agierend, vergaben ihre Chance und so war es Timo Kaiser vorbehalten, den vielumjubelten Ausgleich herzustellen. Konsequenz: Ein Novum in der HSG-Historie ! Erstmals gelang es, eine Verlängerung im DHB-Pokal zu erreichen. Die fälligen 2×5 Minuten sollten dann an Spannung nicht mehr zu überbieten sein. Zunächst bissen die Wölfe zweimal zu, doch auch diesen Rückstand egalisierten die Redmänner zum 30:30. In der zweiten Hälfte der Verlängerung brachten Yonatan Dayan und der beste Gästeschütze Schmidt mit einem Gewaltwurf ihre Farben wieder in Front. Und nachdem das Rimparer Urgestein Julian Sauer zum 30:33 eingenetzt hatte, waren die Baggerseepiraten nicht mehr in Lage zu kontern. Letztendlich mussten sich die aufopferungsvoll kämpfenden Rodgauer dem Favoriten geschlagen geben, dürfen mit der gezeigten Leistung aber mehr als zufrieden sein. So sah es auch HSG-Pressesprecher Marzo: „Das war ein geiler Pokalfight mit jeder Menge Klasse, wunderbaren Toren und einer Fairplay-Aktion vom Allerfeinsten. Das i-Tüpfelchen hat gefehlt, aber heute geht jeder mit einem großartigen Gefühl nach Hause. Kompliment an die Jungs, sie sind an die Leistungsgrenze gegangen, das hat einfach Lust auf mehr gemacht.“