HSG stellt beim 25:25 in Mundenheim nach 40 Minuten das Angriffsspiel ein

Sollten die Regelhüter der Handballzunft, die ja gerne mal was reformieren, in absehbarer Zeit auf die Idee kommen, die Spielzeit generell auf 40 Minuten zu verkürzen, dürfte ihnen die Unterstützung der HSG Rodgau Nieder-Roden sicher sein. Zumindest seit dem vergangenen Samstag. Denn da zeigten die „Baggerseepiraten“ im Spiel bei der VTV Mundenheim exakt 40 Minuten eine klasse Leistung – ehe sie völlig den Faden verloren, das Angriffsspiel komplett einstellten und nur mit viel Glück in fast allerletzter Sekunde noch ein 25:25-Unentschieden retten konnten.

Entsprechend schwer tat sich Trainer Jan Redmann hinterher mit der Einordnung dieser Begegnung, die eigentlich aus zwei Partien bestand. „Wir haben in der ersten Hälfte im Angriff sehr gut agiert, eine gute Dynamik gezeigt und unsere Torchancen hochprozentig verwertet. Kurz gesagt: Wir haben das Spiel dominiert“, so der Rodgauer Coach. Was dann aber in den letzten 20 Spielminuten passierte, vermochte der erfahrene Handball-Experte nicht wirklich zu erklären: „Auf einmal leisteten sich meine Spieler viele technische Fehler, hatten überhaupt keinen Zug zum Tor mehr und vergaben zu allem Überfluss auch noch diverse freie Würfe.“

Dass sich Redmann und seine Schützlinge nach dem Spiel beim starken Aufsteiger aus dem Ludwigshafener Ortsbezirk in einem Zwiespalt der Gefühle befanden, wird beim Blick auf den Spielverlauf nachvollziehbar:Anfangs sahen die Zuschauer in der engen„Hornissen-Arena“ ein ausgeglichenes Duell, in dem zunächst die Rodgauer und anschließend die Vereinigten Turnvereine (dafür steht VTV) je ein Tor vorlegten, sich aber nicht absetzen konnten. Erst beim 9:11 durch Johannes von der Au in der 19. Spielminute stand eine Zwei-Tore-Führung auf der Anzeigetafel. Und diese bauten die Gäste, die abermals auf Ketil Horn und Routinier Lars Spieß verzichten mussten, bis zur Halbzeit-Sirene auf 15:19 aus. „Das war verdient, denn obwohl wir in der Abwehr wegen des wieder einmal neu formierten Innenblocks nicht so gut waren, haben meine Jungs in der Offensive kaum eine Möglichkeit liegengelassen“, so der HSG-Übungsleiter.

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die „Redmänner“ zunächst tonangebend und hatten in der 39. Spielminute einen vermeintlich komfortablen Fünf-Tore-Vorsprung (18:23) zu Buche stehen. Doch danach ging nichts mehr. Die Munnremer Hornissen brannten zwar auch kein Offensiv-Feuerwerk ab – zwischen dem 20:23 und dem 21:23 fiel sechs Minuten lang gar kein Treffer –, doch schoben sie sich immer näheran die Jungs um HSG-Kapitän Marco Rhein heran. Und weil den Südhessen das seltene Kunststück gelang, in den letzten 21 Minuten der Partie ganze 2 (in Worten: zwei!) Tore zu erzielen (darunter nur eins aus dem Feld), hatte die Heimmannschaft in der 56. Spielminute beim 24:23 erstmals nach über 40 Minuten wieder die Nase vorn.

Das war auch zwei Sekunden vor Spielende noch der Fall (25:24), doch dann kam der große Moment des Niklas Roth. Der 21-jährige Rückraumkanonier, der vor der Saison von der HSG Kleenheim-Langgöns zu den „Baggerseepiraten“ gewechselt war, hier aber bei den 1. Herren noch nicht wirklich Fuß fassen konnte und auch am Samstag bis dato keine Sekunde auf der Platte gestanden hatte, wurde von Trainer Redmann für den allerletzten Freiwurf eingewechselt. Der lange Schlaks bekam den Ball, stieg hoch und donnerte die Harzpille mit Wucht in die Maschen des Mundenheimer Gehäuses. Damit wurde der wurfgewaltige Youngster wenn zum „Pointwinner“ und bescherte seinem Team nach den beiden vorangegangenen Auswärtsniederlagen diesmal wenigstens einen Zähler in der Fremde.

Durch den Punktgewinn (oder -verlust?) belegen die 1. Herren der HSG Rodgau Nieder-Rodenin der Tabelle der 3. Liga Südwest mit nunmehr 13:9 Punkten weiterhin Rang sechs. Und am kommenden Samstag, 19. November, kommt es ab 19.30 Uhr in der RODAUSTROM Sportarena zu einem besonders reizvollen Duell: Dann empfangen die Rodgauer nämlich den mit 8:14 Zählern auf Platz 12 des Tableaus stehenden TV Kirchzell, der vom langjährigen HSG-Trainer Alex Hauptmann angeleitet wird. Mal sehen, ob es dann aus Sicht der „Baggerseepiraten“ heißen wird: Wiedersehen macht Freude.

Es spielten in Mundenheim: Marco Rhein (TW), Philipp Hoepffner (TW), Philipp Keller (7/7), Ben Seidel (2), Felix Mann, Simon Brandt (2), Henning Schopper (1), Florian Stenger (1), Niklas Roth (1), Philip Wunderlich (1), Johannes von der Au (4), Benedikt Gräsl (2), Filip Brühl (4), Maarten Broschek, David Wucherpfennig und Niklas Geck