HSG ringt TV Kirchzell in einem wenig ansehnlichen Spiel mit 25:20 nieder

Derbys sind das Salz in der „Liga-Suppe“. Insofern dürften am Samstag vor dem Spiel der HSG Rodgau Nieder-Roden gegen den TV Kirchzell die Fans beider Teams auf ein schmackhaftes Festmahl gehofft haben. Tatsächlich war in der Rodaustrom Sportarena dann aber Schmalhans Küchenmeister, denn die beiden alten Rivalen servierten Magerkost statt Leckerbissen. Doch das dürfte allen, die es mit den „Baggerseepiraten“ halten, am Ende herzlich egal gewesen sein. Getreu der Maxime des einstigen Bundeskanzlers Helmut Kohl („Entscheidend ist, was hinten rauskommt“) freuten sie sich vielmehr über den 25:20-Arbeitssieg ihrer Mannschaft über den alten Rivalen.

Gecoacht werden die Odenwälder von der früheren Rodgauer Trainer-Legende Alex Hauptmann. Doch mit der Wohlfühlatmosphäre für ihn war es bereits 38 Sekunden nach dem Anpfiff vorbei. Da zeigten die Schiedsrichter nämlich TVK-Torhüter Tobias Jörg, der beim Versuch, einen Tempogegenstoß der Gastgeber abzufangen, HSG-Linksaußen Filip Brühl berührt haben soll, die Rote Karte. „Das war eine klare Fehlentscheidung, die meine personell ohnehin dezimierte Mannschaft zusätzlich geschwächt hat“, ärgerte sich der Gäste-Coach nach der Partie. Eine Sichtweise, die auch von den meisten heimischen Fans geteilt wurde. Sie und die Anhänger von Kirchzell sahen in der Anfangsphase eine zerfahrene Begegnung, die nur schleppend in Gang und mit wenig Spielfluss auf beiden Seiten daherkam. Fehlwürfe, Fehlpässe und technische Fehler zogen sich wie ein roter Faden durch die ersten Spielminuten, die folgerichtig auch sehr torarm verliefen. Den ersten Treffer für das Team von Trainer Jan Redmann erzielte Florian Stenger in der 5. Spielminute, und bis zur 23. Minute (8:7) konnten sich die HSG-Cracks nicht entscheidend absetzen. Dann aber gelangen den Hauherren drei Tore hintereinander – doch anstatt sich gegen einen limitierten Gegner bis zur Pause ein noch dickeres Polster zu erarbeiten, kassierten die Rodgauer zwei Gegentreffer zum 11:9-Halbzeitstand.

„Kirchzell hat in der ersten Hälfte sehr diszipliniert und wir nicht richtig gut gespielt“, lautete die treffende Analyse Redmanns. Nach dem Seitenwechsel indes agierten seine Mannen mit deutlich mehr Zug zum Tor und bauten den Vorsprung bis zur 44. Spielminute auf 21:14 aus. „Dann kam bei meinen Jungs aber erneut der Kopf ins Spiel, und anstatt den Deckel drauf zu machen, haben wir den Gegner mit unnötigen Ballverlusten und nicht genutzten Chancen wieder aufgebaut“, klagte der Rodgauer Coach über ein Phänomen, das auch schon in den letzten Begegnungen zu beobachten war.

Kapitän Marco Rhein erneut Fels in der Brandung

„Wir haben bis dahin vieles richtig gut gemacht, aber dann fehlt uns eine ordnende Hand auf dem Feld“, fasste Redmann jene zehn Minuten zusammen, in denen seine Truppe ohne jeglichen Torerfolg blieb und unter anderem auch zwei Siebenmeter vergab. Die Gäste aus Kirchzell, bei denen Tom Spieß Dreh- und Angelpunkt war, nutzten diese Schwächephase der Heimmannschaft aus und kamen bis auf 21:18 heran. Dass die Partie aber nicht kippte, war dem unumstrittenen Führungsspieler der Rodgauer zu verdanken: Marco Rhein. Der Kapitän und Torhüter war wieder einmal bester Akteur bei den „Redmännern“, erzielte selbst ein Tor, zeigte eine Vielzahl spektakulärer Paraden, ließ sich auch von einem kapitalen Kopftreffer aus kürzester Distanz nicht beeinträchtigen, sondern vernagelte seinen Kasten danach umso vehementer und war somit der entscheidende Faktor für den Erfolg seiner Mannschaft.

Nach einem Doppelschlag zum 23:18 durch Henning Schopper, mit acht Treffern bester Torschütze der HSG an diesem Abend, war nämlich die Entscheidung gefallen und bis zur Schlusssirene änderte sich an diesem Fünf-Tore-Abstand auch nichts mehr. „Der Sieg der HSG war ohne Zweifel verdient, weil wir in den entscheidenden Phasen einfach zu viele Fehler gemacht haben“, zeigte sich Alex Hauptmann nach einer Partie auf überschaubarem Niveau als gewohnt fairer Sportmann. Und Jan Redmann, sein Nachfolger auf der HSG-Bank, konstatierte: „Ich bin über den Sieg in einem erwartet schweren Spiel ebenso happy wie über unsere bisherige Punkteausbeute in einer sehr ausgeglichenen Liga.“

Mit nunmehr 15:9 Zählern haben sich die Baggerseepiraten  auf Rang 5 vorgeschoben, den sie am kommenden Samstag, 26. November, verteidigen wollen. Das wird aber ein schwieriges Unterfangen, denn dann gastieren die Redmann-Schützlinge zum Abschluss der Vorrunde ab 19:30 Uhr bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II. Die Reserve des Bundesligisten HSG Wetzlar hat nach einem Fehlstart mit 4:14 Punkten zuletzt drei Spiele in Folge gewinnen können (darunter am Wochenende ein überraschender 31:30-Auswärtscoup beim TuS Dansenberg) und belegt mit 10:14 Zählern aktuell Platz 10.

Es spielten gegen Kirchzell: Marco Rhein (TW/1), Philipp Hoepffner (TW), Philipp Keller (2/2), Ben Seidel, Felix Mann (1), Simon Brandt (1), Henning Schopper (8), Nick Weiland, Florian Stenger (3), Philip Wunderlich, Johannes von der Au (3), Benedikt Gräsl, Filip Brühl (5), Maarten Broschek, David Wucherpfennig und Niklas Geck (1).