Artikel aus der OP-Online: https://www.op-online.de/sport/lokalsport/mit-plakat-hsg-rodgau-und-tv-gelnhausen-stehen-fuer-demokratie-ein-93581512.html
Kurz vor Spielbeginn steigt die Anspannung bei allen Beteiligten – besonders, wenn es sich um ein Derby handelt. So wird es auch bei den Drittligahandballern der HSG Rodgau Nieder-Roden und des TV Gelnhausen am vergangenen Wochenende gewesen sein. Doch ein Punkt ist anders als sonst, durchbricht die Routine: „Kurz vor dem Einlaufen wurde uns als Mannschaft gesagt, dass wir ein Banner hochhalten werden“, sagt Nieder-Rodens Torhüter Philipp Hoepffner. „Gemeinsam für Demokratie“ ist darauf in Großbuchstaben zu lesen. Schwarz auf weiß, schlicht, mit den Logos der beiden Vereine. Eine Woche vor der Bundestagswahl am 23. Februar haben die Rodgauer und Gelnhäuser ein politisches Statement gesetzt.
„Es ist ein wichtiges Zeichen. Die Wahl ist für alle Menschen in Deutschland sehr relevant“, steht der 22-jährige Hoepffner hinter der Aktion. Nach seinem Empfinden herrschte unter den Zuschauern geschlossene Zustimmung zu der Aktion. „Die Halle hat positiv reagiert und Unterstützung bekundet. Das ging über Vereinsgrenzen hinaus.“ Bevor es auf der Platte – wie in einem Derby üblich – zur Sache ging, standen beide Mannschaften und die Fans zusammen. „Es war eine gute Aktion zusammen mit dem gegnerischen Team. Es zeigt, dass, auch wenn wir in sportlicher Hinsicht getrennt sind, wir bei diesem wichtigen Thema zusammenstehen.“
Der populären These, dass der Sport unpolitisch sei, kann der Jurastudent der Frankfurter Goethe-Universität nicht zustimmen. „Große Sportevents werden für politische Zwecke instrumentalisiert – das war schon immer so“, sagt Hoepffner. Wie sehr sich Sportler politisch engagieren sollten, müsse jeder für sich entscheiden. Er selbst würde jederzeit wieder Teil einer Vereinsaktion für Demokratie sein und findet: „Das Wahlrecht ist ein Privileg und eine Errungenschaft. Jeder sollte davon auch Gebrauch machen, damit wir ein umfassendes Bild darüber bekommen, wen sich die Menschen als ihre politischen Vertreter wünschen.“
Für den Studenten ist es die zweite Bundestagswahl, bei der er seine Stimme abgeben darf. Wie schon bei seiner Premiere hat er auch dieses Mal Briefwahl beantragt. „Politik bestimmt viel im Leben. Deshalb bin ich schon politisch interessiert und verschaffe mir besonders vor Wahlen einen Überblick über die Programme der Parteien“, begründet er, warum er wählt – auch wenn er noch nie in einem Wahlbüro war. Denn am kommenden Wochenende steht schließlich nicht nur die Wahl an, sondern auch sportlich ist Hoepffner wieder gefragt. „Das ist mir zu stressig mit Spielen am Wochenende, da wähle ich lieber per Brief.“ So würden es viele in der Mannschaft handhaben.