Gäste beim 29:30 einen Tick abgezockter

Foto: C. Schmid ist seinen Bewachern Seeger und Buschmann entwischt

Tief enttäuscht und mit gesenkten Köpfen saßen die Spieler um Kapitän Marco Rhein nach 60 intensiven Derbyminuten auf dem Boden der Sporthalle an der Wiesbadener Straße. Gerade hatte man gegen den Konkurrenten aus Groß-Bieberau unglücklich mit einem Tor Unterschied verloren, doch was besonders schmerzte war vor allem die Tatsache, daß man das Spitzenteam aus dem Odenwald Mitte der zweiten Halbzeit im Griff hatte, sich aber durch einfache Fehler selbst auf die Verliererstraße brachte.

Gut 500 Zuschauer wollten sich den Klassiker der beiden besten südhessischen Vereine der vergangenen Saison nicht entgehen lassen und wurden für ihr Kommen belohnt. Ohne viel Abtasten oder Nervosität starteten beide Teams gleich mit Vollgas in die Partie und legten ein höllisches Tempo aufs Parkett. Die Spielstände 3:3, 5:5 und 7:7 deuteten an, daß dieses Derby eine ganz enge Kiste werden würde. Auch der Körpereinsatz war gewohnt intensiv, für ein Derby aber zu überwiegenden Teilen fair. Dies sahen die beiden Unparteiischen zum Unmut beider Fanlager etwas anders und bis zur 15. Minute waren schon 5 Strafzeiten auf dem Spielbericht eingetragen. Beide Teams ließen sich dadurch aber nicht aus ihrem Rhythmus bringen, die teilweise sehenswerten Treffer fielen im Minutentakt. Auf Seiten der Gastgeber war Neuzugang Jonas Müller (5) sehr präsent und strahlte mit wuchtigen Rückraumwürfen immer wieder Torgefahr aus. Die Bieberauer konnten sich auf die eingespielte Achse Seeger-Zele-Buschmann verlassen und beim 8:10 erstmals einen kleineren Vorsprung herausarbeiten. Doch die Baggerseepiraten konterten ihrerseits zum 13:12, versäumten es aber durch das Auslassen einiger hochkarätiger Möglichkeiten schon zu diesem Zeitpunkt, einen beruhigenderen Abstand herzustellen. Symptomatisch war die letzte Minute vor dem Halbzeitpfiff: Die Rodgauer spielten geduldig im Angriff und markierten 10 Sekunden vor dem Ende den Treffer zum 15:14. Im Rückzugsverhalten war man dann aber etwas schlafmützig und gestattete den Gästen noch einen Torwurf, der zunächst von Marco Rhein gehalten wurde. Der Abpraller –einer von insgesamt 5 an diesem Abend- fiel aber äußerst glücklich wieder in die Hände eines Bieberauers, die mit dem Halbzeitpfiff dadurch zum 15:15 Ausgleich kamen.

Nach Wiederanpfiff folgte dann die beste Phase im Spiel der Hausherren. In der Abwehr agierte man sehr aufmerksam, Tim Henkel nahm Rückraumkanonier Zele komplett aus dem Spiel und auch im Mittelblock wurde sehr gut verschoben. Gestützt auf die hervorragende Deckungsarbeit lief es auch im Angriff wie am Schnürchen, Weidinger mit einem Doppelschlag und der trotz Krankheit gut aufgelegte Philipp Keller warfen eine 3-Tore Führung heraus (18:15), die auch über 10 Minuten Bestand hatte. Zu diesem Zeitpunkt sah alles nach einem Heimsieg aus, doch durch Leichtsinnsfehler und vergebene Chancen baute man den am Boden liegenden Gegner wieder auf. Dieser ließ sich nicht lange bitten, vor allem über den bundesligaerfahrenen Linksaußen Schubert kamen die Falken zu einfachen Treffern. Ehe man sich versah, war aus der komfortablen Führung ein Rückstand geworden (23:24), zu allem Überfluß verdrehte sich Torjäger Kaiser nach einem Tor auch noch unglücklich das Knie und mußte ausgewechselt werden. Die Odenwälder zeigten ihrerseits jetzt ihre ganze Routine und bewiesen in den Schlußminuten, daß sie von vielen Experten zu Recht als Geheimfavorit in der 3. Liga gehandelt werden. Auch nach einigen brenzligen Situationen blieben sie abgezockt und verwalteten den Mini-Vorsprung. Der Anschlußtreffer zum 29:30 kam dann für die Hausherren zu spät, denn die Gäste machten bis zum Ende keinen Fehler mehr und nahmen die zwei Punkte mit nach Hause.

Als Fazit bleibt festzuhalten, daß man im Gegensatz zum letzten Heimspiel gegen die Bieberauer diesmal eine viel bessere Leistung abrufen konnte. Letztlich mußte man aber trotzdem eine Niederlage quittieren –zugegebenermaßen gegen eine Spitzenmannschaft der Liga, die mit Sicherheit zum engeren Favoritenkreis gehört. Und wenn man der Aussage von Gästetrainer Ludwig glauben darf, dann können sich die Odenwälder noch steigern, vor allem im Deckungsbereich und auf der Torhüterposition. Von daher wurde die Aussage, „nichts mit dem Abstieg zu tun haben zu wollen“ auch von Bieberauer Fans mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen. Der Trainer der Baggerseepiraten, Alex Hauptmann fand im Anschluß klare Worte: „Wir waren heute gut, aber nicht gut genug. Wenn man mit einem Tor verliert, tun die vermeidbaren Fehler natürlich doppelt weh, so wie kurz vor der Halbzeit. Leider haben wir davon gerade in der entscheidenden Phase ein paar zu viele gemacht. Jetzt müssen wir zusehen, daß wir die Enttäuschung schnell verdauen.“

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