HSG Rodgau Nieder-Roden – Eintracht Hildesheim 21:24 (11:9)
Foto: Kaum ein Durchkommen in dieser Szene – Kohlstrung erfreut sich einer intensiven Bewachung
Ein Spitzenspiel des Tabellenzweiten gegen den Tabellenersten der dritten Liga Ost, das erlebt man im Rodgau nicht so oft. Das hatten sich wohl auch die vielen Zuschauer gedacht, die am Freitag in die alt-ehrwürdige Sporthalle an der Wiesbadener Straße gepilgert waren. Bis auf den letzten Zentimeter war die Sportstätte gefüllt, die HSG-Verantwortlichen mussten Schwerstarbeit verrichten, um dem Andrang Herr zu werden. Selbst die wegen fehlender Tribünenkapazität bereitgestellten Bänke mussten mehrfach „zusammengeschoben“ werden, um einen ordnungsgemäßen Spielablauf zu gewährleisten.
Trainerstimmen unter: https://www.youtube.com/watch?v=OnapO0EDM80&feature=em-upload_owner
Und keiner der Anwesenden musste sein Kommen bereuen, das Spiel wurde wahrlich dem Prädikat Spitzenspiel gerecht. Der Gast, der völlig zu recht ohne Verlustpunkt die Tabelle anführt, zeigte dann auch gleich in den Anfangsminuten, warum das so ist. Eine extrem aggressive Abwehrarbeit mit schnellem Verschieben und einem starken Torhüter dahinter, dazu druckvolles Angriffsspiel mit drei hochgefährlichen Rückraumschützen und dem wohl stärksten Kreisläufer der Liga, dem griechischen Nationalspieler Nikolaos Tzoufras. Die Baggerseepiraten standen dem aber in nichts nach, die Abwehr zeigte sich gut eingestellt und stemmte sich mit aller Kraft gegen die physisch überlegenen Gäste. In der Offensive war es zunächst vor allem Michael Weidinger, der wie entfesselt begann und bis zum 3:3 nach 5 Minuten alle HSG Tore erzielte. Doch dann kam reichlich Sand ins Piraten-Getriebe, die Gäste setzten sich bis auf 3:7 ab. Die 12 Minuten währende Durststrecke wurde dann von Jonas Müller beendet, der nach einer Auszeit von Trainer Alexander Hauptmann aufs Feld beordert wurde. Der Bann schien gebrochen, zwei Tempogegenstoßtore vom bärenstarken Abwehrchef Philipp Keller folgten, mit denen man beim 6:7 wieder in Schlagdistanz war. Dies wiederum veranlasste Gästetrainer Gerald Oberbeck seinerseits zu einem Time-Out, in dessen Folge zunächst das 7:9 fiel, bevor die verrücktesten 4 Minuten seit langer Zeit anbrachen. Zunächst gelang dem ansonsten etwas unglücklich agierenden Timo Kaiser ein Doppelschlag und anschließend drehten noch Michael Weidinger und Alex Weber per Tempogegenstoß das Ergebnis bis zur Pause zum 11:9 Zwischenstand. Die Halle bebte, keinen hielt es mehr auf den Sitzen und wer weiß was passiert wäre, wenn der Pausenpfiff in dieser Phase nicht den Rausch, in den sich die Baggerseepiraten gespielt hatten, gestoppt hätte….
So aber retteten sich die angeschlagen wirkenden Gäste in die Kabine. Nach dem Wechsel konnte man dann zunächst den Vorsprung verteidigen, allerdings tat man sich gegen das norddeutsche Abwehrbollwerk zusehends schwerer. Zudem brachte der Tabellenführer einen neuen Rückraumspieler, der mächtig Betrieb auf der Platte machte und dafür sorgte, daß der Favorit im Geschäft blieb. Die Führungen wechselten hin und her, unter dem lautstarken Jubel der begeisterten Zuschauer sorgte Michi Weidinger für das 20:19 in der 53. Minute bevor Berthold mit einem Doppelschlag die Niedersachsen in Front brachte. Jonas Müller mit einem Gewaltwurf stellte noch mal das Unentschieden her, doch in den letzten 5 Minuten fehlte einfach der letzte Tick Cleverness und das nötige Glück. So landeten zwei Abpraller bei den Hildesheimern, die dadurch im Ballbesitz blieben. Zudem mußte man einige sehr unglückliche Entscheidungen der Unparteiischen verkraften, insbesondere der Strafwurf zum anschließenden 21:22 als der überragende Kreisläufer der Gäste Tzoufras völlig freistehend an Marco Rhein gescheitert war, ließ die Baggerseepiraten verzweifeln. Im weiteren Bemühen um den erneuten Ausgleich agierte man dann zu umständlich, so daß letztlich der Treffer zum 21:23 durch eben diesen Tzoufras die endgültige Entscheidung darstellte. Pressesprecher Marzo zog trotz der Niederlage eine positive Bilanz des Abends: „Ausverkaufte Halle, hitzige Szenen und jede Menge Stimmung. Ich glaube, die Zuschauer haben ein echtes Spitzenspiel gesehen, bei dem um jeden Zentimeter sportlich gekämpft wurde. Am Ende hat die individuelle Klasse von John und Tzoufras die Entscheidung gebracht, das muß man auch mal neidlos anerkennen. Glückwunsch nach Hildesheim, eine sehr faire und korrekte Mannschaft, die zu Recht als Meisterschaftsfavorit gehandelt wird. Aber natürlich auch ein Riesenkompliment an unsere Jungs, die heute wieder eine exzellente Leistung abgeliefert haben und eigentlich mehr verdient hatten.“