Herren 3. Liga Ost: SV Anhalt Bernburg – HSG 33:33

Es war Samstag früh um 10 Uhr als sich eine kleine Zahl unverletzter bzw. nicht angeschlagener Baggerseepiraten an der Sporthalle zum Frühstück vor der Abfahrt traf. Klar war, dass Flo Stenger bei seiner Jugendmannschaft sein würde und Sven Schultheiß sich als Kreisläufer hinter Christian Schmid bereithielt. Ein ganz wichtiger Umstand, wie sich später noch herausstellen sollte.

Michi Weidinger‘s Einsatz war ohnehin fraglich. Aber er hatte sich gegen jeden ärztlichen Rat trotzdem mit Sporttasche zum Treffpunkt begeben. Philipp Keller hatte zwar in den letzten beiden Spielen erste Einsatzminuten, aber ob die Fußverletzung wirklich auskuriert war, musste in Frage gestellt werden. Und last but not least musste Tim Henkel kurzfristig aus privaten Gründen absagen. So stand ein kleines Häuflein Unentwegter bei Sonnenschein und guter Laune bereit etwas zu versuchen, was noch keiner HSG Mannschaft in Bernburg gelungen ist. Nämlich etwas Zählbares mit nach Hause zu bringen.

Das Spiel begann munter. Ein Schuss ein Treffer. Allerdings auf beiden Seiten. Das schöne Wetter auch in Bernburg wirkte auf beide Abwehrreihen offensichtlich betäubend. Es fehlte in jeder Hinsicht der letzte Wille. Zum Glück wohl aber auf beiden Seiten. Und für Bernburg ging es in diesem Spiel um wichtige Punkte im Abstiegskampf. Nach gut 8 Minuten verletzte sich Christian Schmid derart schwer am Fußgelenk, dass an ein Weiterspielen an diesem Tag nicht mehr zu denken war. Aber Sven Schultheiß hielt sich ja bereit. Die Deckung musste nun komplett umgestellt werden, was sich sofort bemerkbar machte. Zwar konnte man sich beim munteren Scheibenschießen auf des Gegners Tor weiter beteiligen, aber die Deckung, eigentlich eine Stärke der Redmänner, fand nun keinerlei Zugriff mehr auf die Angreifer. Hinzu kam, dass sich nun im Spielaufbau Fehler einschlichen, die der Gegner konsequent nutzte. Auch ein Torwartwechsel brachte keinen Impuls an die Deckungsspieler und es bahnte sich ein Debakel an. Von einem 5:5 in der 7. Minute zogen die Anhaltiner bis in der 24. Minute auf 19:12 weg. Das Piratenschiff war hart getroffen und litt unter einem großen Leck, irgendwie  musste man sich in die Pause retten. Die Mannschaft bemühte sich redlich, um keinen noch höheren Rückstand zuzulassen und tatsächlich begrenzten die Piraten den Halbzeitstand auf 5 Tore.

Die Mannschaft kam sichtlich positiv und vor allem sehr schnell wieder aus der Kabine. Rund 5 Minuten vor den Hausherren und den Schiedsrichtern. Was gab es auch groß zu besprechen ? Dass die Fehler gemacht wurden, war klar. Dass man das nicht mit Absicht gemacht hatte ebenso. Also einfach Mund abwischen und nach vorn schauen. Noch gab es 30 Minuten, dieses scheinbare Debakel in Grenzen zu halten. Und so stand nun eine Mannschaft, vor allem aber ein Deckungsverband auf der Platte, der gewillt war nochmals alles rauszuhauen. Innerhalb von 5 Minuten verkürzten die Redmänner auf 23:21 und es keimte Hoffnung auf. Das Spiel nahm nun an Fahrt auf, beide Abwehrreihen erhöhten die Intensität. Bis zur 40. Minute pendelte das Spiel bei einem 2-3 Tore Rückstand hin und her. Die Piraten wollten nicht nachlassen. Die Hausherren wurden immer nervöser. lediglich Cieszynski und Kraft hielten ihre Farben auf Kurs, aber ab der 40. Minuten kamen die Piraten auf ein Tor heran. Es sollte noch weitere 4 Minuten dauern, bis beim 27:27 der Ausgleich auf der Anzeigetafel zu sehen war. Nun ging es vor allem um den Willen und die Kampfbereitschaft der Akteure. Die Aktionen wurden robuster aber keinesfalls unfair. Wenngleich die Unparteiischen nun Zunehmens ihre Mühe mit dem Regelwerk und deren Auslegung hatten. In der 53. Minute dann konnten die Piraten erstmals mit 28:29 in Führung gehen. Doch die Mannschaftsstärke an Deck schrumpfte bedenklich:  Philipp Keller, der sporadisch in der Deckung eingesetzt wurde, musste der sportlichen Leitung signalisieren, dass nichts mehr ging. Dann kam auch noch Johannes von der Au verletzt von der Platte. Zu häufig hat er sich bei Abwehraktionen förmlich in die Gefahrenzone geworfen, dass nun sein Knie nicht mehr wollte. Der Eintore-Vorsprung mit zwischenzeitlichem Ausgleich sollte trotzdem bis zur 58. Minute Bestand haben. Als Michi Weidinger eine äußerst umstrittene Hinausstellung kassierte, zogen die Hausherren in Überzahl durch Cieszynski gleich. Die Uhr zeigte 59:11 Minuten an und Philippe Kohlstrung gelang die erneute Führung für die Piraten. Der Punkt war nun greifbar, da nur noch gut 45 Sekunden blieben. Aber die HSG war in Unterzahl. Cieszynski erzielte im Gegenzug den 33:33 Ausgleich  und noch gut 20 Sekunden verblieben. Bei 59:48 Minuten legte Jan Redmann den grünen Karton. Es war klar, dass es zu keinem oder nur sehr späten Versuch zum Torwurf kommen sollte. Zu wertvoll war dieser Punkt. Zu wichtig, um ihn zu riskieren. Clever brachten die Piraten das Ergebnis über die Zeit. So stand ein leistungsgerechtes Unentschieden am Ende auf der Anzeigetafel. Und ein sichtlich stolzer Trainer Jan Redmann lobte sein letztes Aufgebot beim anschließenden Pressegespräch zu recht für die gezeigte Leistung.

Der Großteil der Mannschaft war da schon längst bei einem anderen Spiel, denn  Piraten halten nicht nur wenn sie im Norden oder Süden sind zusammen, sondern auch über Facetime. So konnten die Mannen um Jan Redmann live die dramatischen Schlussminuten der weiblichen B-Jugend in Nellingen in Bild und Ton mitverfolgen. Die Jubelstürme in der Kabine nach dem Abpfiff müssen quer durch die Republik gehört worden sein.

Die Heimreise war dementsprechend ausgelassen und entspannt und man munkelt, daß etliche Spieler, die noch aus der Kabine einen Videogruß in den Süden zu Flo Stenger und seinen Junior-Piratinnen geschickt haben, in irgendeinem Nieder-Röder Keller diesen wunderbaren Tag bis zum Sonnenaufgang gefeiert haben. Und wieder einmal gilt das Motto, dass in Nieder-Roden kein Pirat fehlt – Es spielt halt nur ein Anderer. Damit verbunden ein extra dickes Lob an Sven Schultheiß, der seine Sache an diesem Tag richtig gut gemacht hat.