Nieder-Roden – Bei den Handballern der HSG Rodgau Nieder-Roden läuft es. Beim Aushängeschild, den ersten Herren in der 3. Liga Ost, zumindest zu Hause, bisher gewann die Mannschaft von Trainer Jan Redmann alle Heimspiele – auswärts reichte es bisher nur zu einem einzigen Unentschieden, alle anderen Partien gingen verloren.

Artikel von Patrick Leonhard auf mein Südhessen.de

Aber dann: Die ersten Damen führen nach einem hochdramatischen 34:33-Sieg am vergangenen Wochenende gegen die Bundesliga-Reserve aus Kirchhof weiterhin die Tabelle der Oberliga Hessen an. Die Herren 2 verteidigten zuletzt mit der wohl besten Saisonleistung die Tabellenführung in der Landesliga Süd, nachdem die Nieder-Röder den selbst ernannten Aufstiegsfavoriten TSV Pfungstadt mit 32:21 (18:10) vom Platz gefegt hatten. Und die zweiten Damen sind in der Bezirksoberliga Offenbach/Hanau die Nummer eins, gewannen zuletzt gegen die SG Bruchköbel mit 39:20 (17:6).

Aber auch die Jugend ist auf einem sehr guten Weg. Die A-Mädchen führen mit der maximalen Ausbeute von 14:0 Punkten die Tabelle der Oberliga Hessen an. Am vergangenen Spieltag nahmen die Nieder-Röderinnen die HSG Hungen/Lich mit 42:30 auseinander. Und die C-Jungen, die vom ehemaligen Drittliga-Spieler Alexander Hess trainiert werden, sicherten sich ohne Verlustpunkt mit 18:0 Zählern vor dem SV Erbach (15:3) den Gewinn der Hessenmeisterschaft in der Oberliga Hessen Süd.

Der sehr gute Unterbau ist und bleibt das wichtigste Standbein der Nieder-Röder, um auch in Zukunft guten Handball zu spielen. „Das ist der Weg der HSG“, sagt auch Cheftrainer Jan Redmann, der eine ganz wichtige Tür für den eigenen Nachwuchs geöffnet hat: Die Durchlässigkeit von der Landesliga-Mannschaft nach oben in den Drittliga-Kader. Wer in der Landesliga gut trainiert (und spielt) verdient sich einen Platz im Kader der ersten Mannschaft. Den 15. Platz im Kader vergibt Redmann bei Heimspielen regelmäßig an einen Spieler aus der zweiten Mannschaft wie zuletzt Sven Schultheis, Jannik Schneider oder Philip Wunderlich, die so auch in der 3. Liga Einsatzzeiten erhalten. Dementsprechend hoch ist die Trainingsbeteiligung sowie das Engagement in der zweiten Mannschaft. Und das wirkt sich sportlich aus, wie der Blick auf die Tabelle verdeutlicht.

Redmann, der 2017 nach dem Ende der Ära Hauptmann seinen Dienst bei der HSG antrat, setzte von Beginn an auf die Jugend. Henning Schopper, Johannes von der Au, Florian Stenger oder Sam Hoddersen bekamen und bekamen von Beginn an ihre Einsatzseiten. Und die Nieder-Röder können bereits die ersten Früchte ihrer Arbeit ernten. Florian Stenger füllte am Kreis direkt die Lücke, die Christian Schmid (zog aus beruflichen Gründen nach Hamburg) im Sommer hinterließ. Henning Schopper spielt aktuell eine Riesensaison. „Er hatte zwei Jahre Zeit, sich an die 3. Liga zu gewöhnen. Jetzt ist er da, wo wir ihn haben wollen“, freut sich HSG-Pressesprecher René Marzo über die sehr guten Leistungen des 21-Jährigen. Dazu braucht es natürlich einen Verein und einen Trainerteam, das den jungen Talenten diese Zeit gibt. „Die meisten Vereine wollen fertige Spieler“, weiß Marzo. Doch die sind teuer, da kann die HSG nicht mithalten – und zieht sich ihre Spieler selbst heran. Beim jüngsten 32:27-Sieg gegen Germania Großsachsen feierte der nächste Youngster seinen Durchbruch: Samuel Hoddersen (21) warf auf Linksaußen vier Tore hintereinander zum 16:8-Zwischenstand, die Halle an der Wiesbadener Straße stand Kopf. Mit acht Treffern avancierte er zum besten Torschützen der Nieder-Röder an diesem Abend. „Er macht manchmal wirklich verrückte Dinge auf dem Parkett“, schmunzelt Redmann. Und in Niklas Geck (21/TV Großwallstadt) ist seit dieser Saison bereits der nächste Jungspund auf dem Vormarsch.

Der HSG-Trainer setzt weiterhin auf die Jugend, weiß aber auch: „Ohne die Alten geht es nicht.“ Die sind erstens noch gar nicht so alt (gehen auf die 30 zu) und zweitens kaum zu ersetzen. Marco Rhein, Timo Kaiser oder Michael Weidinger sind aus dem HSG-Team nicht wegzudenken. „So einen Abgang wie den von Christian Schmid verkraften wir nicht jedes Jahr“, hofft Jan Redmann, dass Alt und Jung in der 3. Liga noch einige Jahre für Furore sorgen. Ehe die Alten Platz für ihre Nachfolger machen. Und neue Spieler zum Kader stoßen können. Aus der eigenen zweiten Mannschaft. Oder der eigenen Jugend. Damit die HSG auf ihrem Weg bleibt.