Dramatisches Derby gegen Hanau endet 22:22 !!!

Dank einer fantastischen Energieleistung und einem 5:0 Lauf in den letzten viereinhalb Minuten bleiben die Jungs von Trainer Redmann vor heimischem Publikum unbesiegt. Allerdings standen die Rodgauer  noch nie so kurz wie am Freitag vor einer Niederlage, denn der Bezirksrivale aus Hanau sah beim 17:22 schon wie der sichere Sieger aus.

Die gut 650 Zuschauer in der rappelvollen Sporthalle an der Wiesbadener Str. sahen das erwartet umkämpfte Derby. Handballerische Leckerbissen waren eher Mangelware, über weite Strecken bot sich ein hektisches und zerfahrenes Bild. Dabei blieb es aber trotz der Zeitstrafenflut (mit einer Verteilung von 7:2 „für“ die Gastgeber) überwiegend fair. Beiden Teams war vom Anpfiff weg die Verunsicherung aus den jeweiligen Auftaktpleiten am vergangenen Wochenende anzumerken. Vor allem die Angriffsreihen kamen kaum zum Zug. Dafür waren die Keeper in Galaform, entschärften reihenweise die gegnerischen Würfe  und so entwickelte sich eine wahre Abwehrschlacht, in der sich keine Seite entscheidend absetzen konnte. Bei den Rodgauern wußte einmal mehr Sam Hoddersen zu gefallen, der im ersten Abschnitt fünf blitzsaubere Treffer erzielte und mit technisch sauberen Wurfvarianten die Zuschauer begeisterte. Auf Hanauer Seite war es Björn Christoffel, der seine Chancen konsequent nutzte und die Grimmstädter auf Schlagdistanz hielt Die Zwischenstände von 2:2, 6:6 und 8:8 belegen den absolut ausgeglichenen Spielverlauf und erst kurz vor dem Halbzeitpfiff brachte Timo Kaiser die Baggerseepiraten mit 11:10 in Front.

Nach Wiederbeginn handelten sich die Hausherren einige umstrittene Zeitstrafen ein, überstanden diese Phase zwar recht gut aber irgendwie hatte man das Gefühl, daß ein Bruch in den ohnehin schon nur spärlich vorhandenen Spielfluß kam. Man ließ sich jetzt vermehrt in verbale Scharmützel ein und suchte nicht mehr konsequent die Lücken in der starken Gästeabwehr, die auch ohne Yaron Pillmann (Disqualifikation nach Foul) bombensicher stand. Die Probleme mit dem Torewerfen wurden immer größer, so erzielte man von der 30. bis zur 45. Minute gerade einmal drei magere Treffer. Da zeitgleich auch in der Abwehr die Intensität etwas nachließ, setzten sich die Gäste Stück für Stück ab. Über 15:17 und 16:19 bog das Derby schließlich auf die Zielgerade ein, auf der die Hausherren erneut in Unterzahl agierten. Dank einer Parade von Marco Rhein kamen die Baggerseepiraten in den Tempogegenstoß und der auf die Platte beorderte Michi Weidinger wurde unsanft gestoppt, was schließlich in der 52. Minute zur ersten Hinausstellung für einen Hanauer Spieler führte. Da aber der zugesprochene Strafwurf nicht verwertet wurde und Weidinger für eine eher harmlose Aktion auch auf die Strafbank mußte, war der personelle Vorteil wieder dahin. Ein Doppelschlag durch Bergold und Ritter brachte dann beim 17:22 die vermeintliche Vorentscheidung, denn die Anzeigetafel stand zu diesem Zeitpunkt bei 55:25. Es blieben also nur noch viereinhalb Minuten Zeit und angesichts der Körpersprache und dem Spielverlauf war die erste Heimniederlage so gut wie sicher.  Doch die Baggerseepiraten gaben sich nicht auf, mit der jetzt immer lautstärkeren Unterstützung der Fans ergriffen Rhein & Co. die allerletzte Chance. Hinten wurde feinster Rodgauer Beton angerührt und in der Offensive ging man nun mit 1000%-igem Einsatz zu Werke. Von der Au, Schopper, Kaiser und Weidinger brachten mit ihren Treffern beim 21:22 die Halle zum Kochen.  Zu diesem Zeitpunkt agierte Hanau in Unterzahl, denn Marc Strohl, der sich schon in etlichen Aktionen zuvor  für die Strafbank beworben hatte, mußte von Außen zusehen, wie die Grimmstädter komplett den Faden verloren und recht hilflos den Abpfiff herbeisehnten.  Auch eine Hanauer Auszeit verpuffte wirkungslos, die Baggerseepiraten kamen erneut  in Ballbesitz und wie schon im Hinspiel war es Johannes von der Au, der die Verantwortung übernahm – diesmal aber erfolgreich ! Mit vollem Körpereinsatz wuchtete er die Harzkugel ins Gästegehäuse. Dabei wurde er in der Luft aber dermaßen hart attackiert, daß er anschließend verletzt vom Feld getragen wurde. Eine Bestrafung gab es nicht, was vor allem deshalb Verwunderung auslöste, weil vergleichbare Vergehen auf Rodgauer Seite recht konsequent geahndet wurden. Es verblieben noch 45 Sekunden auf der Uhr, die Gäste waren stehend KO und kaum mehr in der Lage Druck auf die offensiver ausgerichtete  HSG-Deckung auszuüben. Die Absicht der Grimmstädter war ebenso klar wie legitim: Die Uhr so lange runterspielen, bis „passiv“ angezeigt wird und dann den Lucky Punch setzen. Und so tickerten die Sekunden runter, zwar ohne daß die Hanauer ernsthafte Bemühungen in Richtung gegnerisches Tor zeigten, aber da auch die Unparteiischen offensichtlich keine Veranlassung sahen, den Arm zu heben verstrich die bemerkenswert lange Zeit und erst in der allerletzten Sekunde mußte HSG-Keeper Rhein noch einen Wurf von Maximilian Bergold parieren. Die Reaktionen unmittelbar nach Spielschluß spiegelten dann die Gemütslage: Die Rodgauer reckten die Fäuste in den Himmel und bejubelten mit ihren Fans den geretteten Punkt, während die Gäste noch gar nicht richtig fassen konnten, warum sie einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben hatten.

„Das war heute bestimmt kein spielerisches Highlight, aber ich denke die Zuschauer sind trotzdem auf ihre Kosten gekommen. Bestimmt kann man auch über einige Entscheidungen diskutieren, aber wir haben uns im Lauf der zweiten Halbzeit selbst aus dem Tritt gebracht. Da war Hanau einfach cleverer. Umso höher ist dann das Comeback einzuschätzen, so eine irre Aufholjagd habe ich schon lange nicht mehr gesehen, daher nehmen wir den Punkt gerne mit. Die Stimmung am Ende war wieder unbeschreiblich, in den letzten 3 Minuten war es so laut wie auf dem Flughafen, das hat bestimmt auch unserem Sponsor des Tages FRAPORT gefallen“, so Pressesprecher Marzo im Anschluß an die nervenaufreibende Partie.