Toreflut beim 34:29 gegen Erlangen-Bruck –

Wer sich am Samstagabend in der Sporthalle an der Wiesbadener Straße auf gute Unterhaltung gefreut hatte, durfte im Anschluß an die Partie gegen den Tabellenletzten beschwingt und zufrieden seiner Wege gehen. Denn in den 60 Minuten Hochgeschwindigkeitshandball fielen nicht nur 63 Treffer -darunter etliche höchst spektakuläre- am Ende hatten die Baggerseepiraten in dem offenen Schlagabtausch zudem die Oberhand behalten und damit war auch die Revanche für die Hinspielniederlage gelungen.

Schon nach wenigen Minuten war den gut 450 Zuschauern klar, daß das wohl keine „normale“ Partie werden würde, egal was auch immer man als normal definieren möchte. Denn die offensichtlich zwischen beiden Teams getroffene Absprache, in der Abwehr die Dortmund-Taktik anzuwenden, führte zu Treffern im Sekundentakt. So kamen alle Beteiligte gehörig ins Schwitzen: Spieler, Trainer, Zeitnehmer und selbst der Hallensprecher, der Tore schon mal im Dreierblock verkündete, weil die Harzkugel innerhalb kürzester Zeit den Weg in die gegnerischen Maschen fand. Beim 6:6 nach noch nicht mal 7 Minuten liefen schon Wetten auf ein dreistelliges Ergebnis und auch im weiteren Verlauf weigerten sich die Abwehrreihen beharrlich, Torwürfe zu verhindern. Leidtragende waren die beiden Torhüter, die von ihren Vorderleuten ihrem Schicksal überlassen wurden und den Ball nur zu fassen bekamen, um ihn aus dem Netz zu holen. Der offene Schlagabtausch machte den Angreifern aber jede Menge Spaß, da wollte niemand den Spielverderber markieren. Ganz anders war die Gefühlslage bei Jan Redmann, der seine Jungs im Team Time-Out daran erinnert, daß man die drittbeste Defensive der gesamten Liga stellte und mehr Engagement forderte. Doch nach dem Motto „Never change a running system“ lief die Begegnung mit hoher Taktzahl weiter. Den zwischenzeitlichen 14:16 Rückstand nahm sich der treffsichere Hoddersen zum Anlaß, einen lupenreinen Hattrick zu erzielen. Ob im Gegenstoß oder aus dem Positionsspiel, der US-Nationalspieler verzückte das Publikum mit sehenswerten Wurfvarianten. Aber da auch die Gäste weiter munter ihre unorthodoxen aber sehr effektiven Spielzüge erfolgreich abschlossen, war zur Halbzeit beim 17:18 ein hauchdünner Vorteil auf ihrer Seite.

Daß der nicht lange Bestand haben würde, war schnell klar. Die Hausherren kamen nämlich deutlich sichtbar mit einer komplett veränderten Körpersprache zurück aufs Feld. Allen voran Tim Henkel, der in unnachahmlicher Manier jetzt die fränkischen Rückraumakteure nacheinander zum Einzelgespräch bat, versprühte die notwendige Aggressivität. Auch Kapitän Marco Rhein, nach dreiwöchiger Verletzungspause wieder mit an Bord, bekam öfter mal die Gelegenheit, einen Ball zu parieren. Das hatte zwei Gründe: Zum einen die erhöhte Kampfbereitschaft in der Deckung und zum anderen die sichtbar schwindenden Kräfte der wacker dagegenhaltenden Brucker. Deren bestem Akteur Steffan Meyer, war es vorbehalten, das Tor des Tages zu erzielen. Mit einem sehenswerten Hüftwurf, knapp über dem Hallenboden angesetzt, nagelte er das Spielgerät mit gefühlt 100 km/h unter die Latte. Da gab es dann auch den verdienten Applaus des Heimpublikums, der gegnerische Fanblock blieb mangels Masse aber stumm (Anzahl der mitgereisten Fans: 0). Mehr und mehr wurde deutlich, daß das Pendel zu Gunsten der Rodgauer ausschlagen würde, ein Zwischenspurt von 22:21 auf 27:22 brachte schon dieVorentscheidung. Und als auch noch besagter Meyer nach seiner dritten Zeitstrafe vom besten Feldspieler zum einzigen Gästefan mutierte, war die samstägliche Spätmesse endgültig gelesen. In den verbleibenden Minuten durften auch die Nachwuchsspieler Lehr und Hofferbert auf der Platte mitwirken, wobei es dem sprungstarken Hofferbert sogar vergönnt war, den 34:29 Endstand zu markieren.

Somit waren die Punkte 30+31 auf der Habenseite zu verbuchen und Pressesprecher Marzo fand lobende Wort für beide Teams: „Das war nicht einfach für unsere Jungs, die Brucker haben einfach drauf los gespielt und mit wirklich sehenswertem Handball viele Sympathien gewonnen. Daß wir dieses Tempo und die Spielfreude mitgegangen sind, hat am Ende zu einer höchst attraktiven Partie geführt, von daher Glückwunsch an alle Akteure.“