Tabellenführer fährt am Freitag um 20.00 h zum Derby nach Hanau – Schwerstarbeit für von der Au & Kohlstrung –

Verkehrte Welt am 13. Spieltag der 3. Liga Mitte. Während die Baggerseepiraten nach dem Sieg über Nußloch erstmals in ihrer Geschichte im November von der Tabellenspitze der 3. Liga grüßen, sind die vor der Saison hoch gehandelten Hanauer tabellarisch derzeit nur Ligamittelmaß.

Und das obwohl sich der Bezirksrivale vor der Runde namhaft verstärkt und als Saisonziel Platz 1-3 ausgegeben hatte. Doch eine schier unglaubliche Verletztenmisere mit 3 (!) Kreuzbandrissen innerhalb kürzester Zeit (Ruppert, Wernig und Schwalbe) warfen bei den Grimmstädtern alle Planungen über den Haufen. Dazu gesellten sich weitere personelle Ausfälle, was letztlich auch zu einer Ergebnismisere führte. Vor allem die verlorenen Heimspiele im Oktober kosteten dann dem erst im Sommer verpflichteten Trainer Oliver Schulz den Job. Ein anderer Oliver, nämlich Lücke, hat nun seit zwei Spielen das Ruder in der Hand. Der ausgewiesene Handballfachmann, der seit vielen Jahren in unterschiedlichen Vereinen immer erfolgreich gearbeitet hat, wurde vom Co-Trainer zum Cheftrainer befördert. Zudem konnten es sich die Hanauer noch leisten, den talentierten Linkshänder Luca Braun vom Nachwuchs der Rhein-Neckar-Löwen aus der 3. Liga Süd nach zu verpflichten. Der erst 20-jährige Sohn des ehemaligen Rodgauer Kreisläufers Stefan Wilde war dann auch gleich einer der Matchwinner im heißen Derby gegen Gelnhausen, das die Grimmstädter verdient mit 37:34 für sich entschieden. Den Schwung aus dem ersten gewonnen Derby wollen die Hanauer natürlich mitnehmen, um im ebenfalls prestigeträchtigen Spiel gegen die Baggerseepiraten den Aufwärtstrend zu bestätigen.

Im Lager der Rodgauer herrschte am Samstagabend Ausnahmezustand. Nach einem der intensivsten Spiele der HSG-Geschichte und dem knappen Heimsieg brachen an der Wiesbadener Straße alle Dämme. Zu Recht, denn mit dem 26:24 gegen Nußloch katapultierten sich Rhein & Co. an die Ligaspitze, was vor Rundenbeginn niemand auch nur annähernd für möglich gehalten hätte. Doch die Mechanismen, die Trainer Jan Redmann seinen Spielern mit auf den Weg gibt, funktionieren immer besser. Dabei ist es auch völlig egal, wer auf der Platte steht, denn die Jungs die verfügbar sind wissen, dass sie in jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen müssen und nur im Kollektiv erfolgreich sein können.  Oder, um es mit den Worten von Nußlochs Trainer Marc Nagel, bei dem sich das aufmerksame Zuhören immer lohnt, auszudrücken: „Wer in dieser Liga glaubt, ein paar Prozent nachlassen zu können, bekommt sofort die Quittung.“

Das war den Baggerseepiraten schon vor Saisonbeginn klar und so wird es auch am Freitagabend in der mit Sicherheit wieder proppenvollen Main-Kinzig-Halle sein. „Wir wissen um die Schwere der Aufgabe in Hanau, da gab es so lange ich hier bin noch nichts zu holen. Das werden wieder 60 interessante Minuten mit völlig offenem Ausgang. Diese Derbys haben unabhängig von Tabellenkonstellationen immer ihren eigenen Reiz“, blickt HSG-Coach Redmann mit großem Respekt aber auch Vorfreude auf die kommende Partie. Angesprochen auf die vermeintliche Favoritenstellung lautet der Kommentar des HSG-Chefs norddeutsch-charmant: „Interessiert mich nicht.“