HSG gewinnt dank bärenstarker Leistung mit 30:24 gegen den TuS Ferndorf
Direkt nach der Schlusssirene des Handball-Spitzenspiels zwischen der HSG Rodgau Nieder-Roden und dem TuS Ferndorf musste man sich große Sorgen um Nils Haus machen. Denn der schmächtige A-Jugendliche, der erstmals bei den „Baggerseepiraten“ an Bord war und gleich ein eminent wichtiges Tor warf, wurde nach dem ebenso überraschenden wie verdienten 30:24-Erfolg der Gastgeber über den Aufstiegsfavoriten der 3. Liga Südwest vom HSG-Torhüter Marco Rhein in einer Art und Weise „geherzt“, dass einem um das Wohlbefinden des jungen Mannes angst und bange werden konnte. Doch weil Handballer bekanntlich hart im Nehmen sind, überstand er die an Körperverletzung grenzende „Kuschelattacke“ seines Mitspielers unbeschadet und konnte sich zusammen mit allen anderen Teamkollegen von den Rodgauer Fans, die nach diesem unerwarteten Coup komplett aus dem Häuschen waren, minutenlang feiern lassen. Und das völlig zu recht. Denn die durch Verletzungen und Krankheiten gebeutelten Schützlinge von Trainer Jan Redmann hatten eine wirklich beeindruckende Darbietung gezeigt. „Ich bin superstolz, wie die Jungs heute gespielt und gekämpft haben“, konstatierte der Rodgauer Coach folgerichtig im Anschluss an die Galavorstellung, und auch Ferndorfs Trainer Robert Andersson zeigte sich als fairer Verlierer: „Kompliment an Rodgau, die HSG war über 60 Minuten die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen.“
Dabei schien von der Papierform rein gar nichts auf diesen Favoritensturz hinzuweisen. Denn das HSG-Lazarett hatte vor dem Duell mit dem ambitionierten Zweitliga-Absteiger aus dem Siegerland weiteren unerwünschten Zuwachs erhalten: Der erst seit Jahresbeginn zum Kader gehörende Ex-Groß-Bieberauer Lucas Eisenhuth hatte sich schon vorige Woche im Spiel bei der TSG Haßloch eine schwere Knieverletzung zugezogen, in der Partie der Landesliga-Herren am Samstagnachmittag erwischte es Rhein-Ersatz Philipp Hoepffner, und zu allem Überfluss fiel mit Henning Schopper auch noch ein wichtiger Rückraum-Akteur kurzfristig krankheitsbedingt aus.
„Wir jammern aber nicht über die Fehlenden, sondern versuchen stets, mit den Verbliebenen das Bestmögliche rauszuholen“, betonte Redmann – und seine Spieler setzten diese Vorgabe von Beginn an nahezu optimal um. 4:0 stand es in der 5. Spielminuten, und nachdem Ferndorf acht Minuten später auf 7:5 verkürzt hatte, sorgten Johannes von der Au mit einem wuchtigen Rückraum-Knaller sowie Filip Brühl mit zwei Tempogegenstoß-Treffern für den unerwarteten 10:5-Vorsprung nach 15 Spielminuten und verdutzte Mienen bei den gut 400 Zuschauern in der Rodaustrom Sportarena. Die aus diesem Zwischenstand resultierende Auszeit der Gäste führte zu keiner wesentlichen Änderung des Spielverlaufs: Die Hausherren agierten in der Abwehr weiterhin ungemein beweglich, ließen den gefährlichen Rückraum der Ferndorfer kaum zur Entfaltung kommen und hatten dahinter mit Marco Rhein einen Keeper zwischen den Pfosten stehen, der nicht nur zwei Siebenmeter, sondern auch diverse freie Würfe parierte. Und im Angriff zeigten sich vor der Pause neben von der Au und Brühl auch Simon Brandt mit überraschenden Wurfvarianten sowie Benedikt Gräsl, der viermal von außen einnetzte, sehr treffsicher, sodass die „Redmänner“ zur Pause weiterhin mit fünf Toren (16:11) führten.
Dieser Vorsprung hatte auch in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel bestand (20:15/36.), doch danach unterliefen den Gastgebern ein paar Fehlwürfe, und Ferndorf kämpfte sich über 21:19 (42.) bis auf 23:23 (48.) heran. Nun schien den Rodgauern die Kraft zu schwinden und die Partie zu kippen – aber das Gegenteil war der Fall. Zwei Treffer von Kreisläufer Florian Stenger sowie der Premierentreffer von Nils Haus in der 3. Liga aus unmöglichem Winkel von Rechtsaußen ließ bei den „Redmännern“ wieder die Überzeugung reifen, dass sie dieses Spiel tatsächlich gewinnen können.
Und so rührten sie in der Abwehr, in der alle HSG-Cracks aufopferungsvoll kämpften, aber Niklas Geck, Philipp Keller und Philip Wunderlich einmal mehr herausragten, Beton an und ließen – auch wegen weiterer spektakulärer Paraden von Kapitän Rhein – bis zur Schlusssirene nur noch ein Törchen der Gäste zu. Im Angriff machten Filip Brühl mit einem sehenswerten Dreher und Johannes von der Au mit einem ebenso eindrucksvollen Rückraum-Hammer den Deckel auf den doppelten Punktgewinn drauf. Damit hatten die HSG´ler Revanche für die 20:29-Klatsche aus dem Hinspiel genommen, was von den restlos begeisterten Zuschauern in den letzten fünf Spielminuten mit Standing Ovations gefeiert wurde.
Durch diesen Triumph und die gleichzeitige Niederlage von Haßloch in Gelnhausen sind die „Baggerseepiraten“ mit aktuell 24:16 Zählern in der Tabelle an den Pfälzern vorbei auf Rang 4 gezogen. Darüber freute sich der Trainer ebenso wie über die Tatsache, „dass wir aus den vier Spielen gegen die vier Erstplatzierten 5:3 Punkte geholt und deutlich gemacht haben, dass wir an einem guten Tag mit allen Teams nicht nur mithalten, sondern sie sogar schlagen können“. Und so war es mit dem TuS Ferndorf wieder einmal ein Spitzenteam der Liga, das im mittlerweile berüchtigten „Handwerk“-Spiel die Punkte in Rodgau lassen musste.
Am nächsten Samstag, 11. Februar, bekommen es die Rodgauer Torjäger ab 20 Uhr zwar nicht mit einem Top-Team zu tun, doch die Aufgabe bei der HSG Pohlheim dürfte gleichwohl ziemlich knifflig werden. Denn die Gastgeber sind mit 9:31 Punkten Tabellenvorletzter, und nur mit einem Sieg über die Redmann-Schützlinge dürfte für sie noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt bestehen.
Es spielten gegen Ferndorf: Marco Rhein (TW), Julian Ohm (TW), Philipp Keller, Ben Seidel, Simon Brandt (3), Nils Haus (1), Florian Stenger (5), Niklas Roth, Philip Wunderlich, Johannes von der Au (8), Benedikt Gräsl (5/1), Filip Brühl (8), Maarten Broschek, David Wucherpfennig und Niklas Geck.