Jan Redmann, Trainer der Drittliga-Handballer der HSG Rodgau, ist sehr zufrieden mit dem Verlauf der Spielzeit 2022/23
Rang 4 mit 31:21 Punkten und 718:644 Toren. So lauteten die nüchternen statistischen Kennziffern der HSG Rodgau Nieder-Roden nach Abschluss der Saison 2022/23 in der 3. Liga Südwest. Hinzu kam noch der undankbare 2. Platz in der Gruppe 1 des nach dem Ende der Spielzeit ausgetragenen Ligapokals, wodurch die 5:3 Zähler aufweisenden „Baggerseepiraten“ den Einzug in den DHB-Pokal der nächsten Saison nur hauchdünn den punkt- und torgleichen (aber im direkten Vergleich besseren) Bergischen Panthern überlassen mussten. Wie also fällt das Fazit vonTrainer Jan Redmann nach dieser ebenso langen wie emotional anspruchsvollen Runde aus?
„Ich finde, wir haben in Anbetracht der zahlreichen Herausforderungen eine gute Saison abgeliefert und können mit unserer Platzierung wirklich zufrieden sein“, spielt der Coach damit in erster Linie auf seinen stark veränderten Kader an. Denn während die Rodgauer Drittliga-Handballer in den Jahren zuvor immer auf eine weitgehend eingespielte Mannschaft bauen konnten, mussten sie diesmal einen gewaltigen personellen Umbruch verkraften. Insgesamt sechs Spieler verließen den Klub, darunter mit Philippe Kohlstrung, Timo Kaiser und Michi Weidinger drei Identifikationsfiguren, Korsettstangen, Torgaranten und (zumindest zwei davon) Abwehr-Asse.
„Es war klar, dass wir nach diesem Aderlass und dem Einbau von sechs neuen Spielern eine längere Findungsphase benötigen würden und andere Akteure mehr Verantwortung übernehmen müssen“, hatte Redmann daher nicht erwartet, dass sein junges Team aus den ersten fünf Partien vier Siege einfahren würde – wobei vor allem die beiden Derby-Triumphe in Hanau (hier erzielte Henning Schopper in allerletzter Sekunde aus gut 15 Metern den 30:29-Siegtreffer) und Gelnhausen (ein fast fehlerfreier Auftritt mündete in einen 29;23-Erfolg) echte Highlights waren.
Danach folgten allerdings einige eher triste Wochen mit nur noch drei Siegen aus den nächsten neun Begegnungen. Vor allen Dingen auswärts taten sich die „Redmänner“ schwer, die am Ende dieser unerquicklichen Phase auch den absoluten Tiefpunkt der kräftezehrenden Spielzeit verdauen mussten: die 30:32-Niederlage beim bis dato noch punktlosen und daher weit abgeschlagenen Schlusslicht DJKWaldbüttelbrunn.
„Das war einerseits wirklich schlecht, andererseits aber auch sehr hilfreich, weil meinen Jungs spätestens ab diesem Zeitpunkt klar war, dass es keine leichten Aufgaben in der ausgeglichenen Südwest-Staffel gibt“, erinnert sich Jan Redmann. Und in der Tat: Der missratene Auftakt in die Rückrunde war ganz offensichtlich der heilsame Schuss vor den Bug der „Piraten-Kogge“, denn in den folgenden zehn Partien gab die Rodgauer Rasselbande nur im Rückspiel beim 27:30 gegen Spitzenreiter Hanau beide Punkte ab.
Danach blieben die Mannen um Kapitän und Keeper Marco Rhein, der gewohnt häufig der Fels in der Brandung war und die gegnerischen Angreifer immer wieder zur Verzweiflung brachte, sieben Spiele in Folge ungeschlagen und holten 12:2 Punkte. „Da waren einige richtig starke Leistungen dabei, vor allem natürlich das 30:24 gegen das Top-Team aus Ferndorf oder das 32:27 in Saarlouis“, waren diese Darbietungen nach Ansicht des Rodgauer Trainers umso höher einzustufen, als seine Mannschaft doch mächtig vom Verletzungspech gebeutelt war.
Unter anderem fielen mit Ketil Horn (bis zu seiner Blessur bester HSG-Torschütze mit im Schnitt acht Treffernpro Spiel) und Lars Spieß zwei Akteure mit Schulterverletzungen fast die komplette Saison aus, die nach dem Willen des Trainers eigentlich tragende Säulen des Teams hätten sein sollen. Wobei Spieß seine Karriere sogar ganz beenden musste. Überdies zogen sich Torhüter Philipp Hoepffner, Lucas Eisenhuthund zuletzt auch noch Top-Talent Ben Seidel allesamt Kreuzbandrisse zu und werden der HSG damit ebenfalls noch monatelang fehlen. „Gerade vor diesem Hintergrund ist unser Abschneiden richtig gut“, findet Redmann und hat Verständnis dafür, dass in den letzten beiden Partien der regulären Saison „der Akku leer und die Luft raus war“ und deshalb zwei Pleiten in Kirchzell (25:26) sowie gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (28:30) die Bilanz noch ein wenig trübten.
Umso beachtlicher sei daher das Abschneiden in den vier Partien des Ligapokals gegen den Stralsunder HV und die Bergischen Panther einzustufen. „Schade, dass wir die Qualifikation für den DHB-Pokal nicht geschafft haben, denn das wäre die Kirsche auf dieser Saison gewesen, die zwar von einigem Auf und Ab gekennzeichnet war, das auch mich manchmal fertig gemacht hat. Aber unterm Strich bin ich wirklich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Runde“, betont Jan Redmann, dessen Truppe übrigens die zweitbeste Abwehr der 3. Liga Südwest gestellt hatte (nur die Hanauer Defensive war um ein Tor besser).
Garanten dafür waren – neben Torhüter Rhein – in erster Linie Philip Wunderlich, Johannes von der Au, Philipp Keller und Niklas Geck. Umso schwerer wiegt der Abgang der beiden Letztgenannten, wobei gerade der Ur-Rodgauer Keller eine schwer zu schließende Lücke hinterlässt. Redmann, der in seine siebte Spielzeit als Rodgauer Coach geht,will deshalb Wunderlich („Er hat eine extrem positive Entwicklung genommen“) in den Mittelblock stellen und andere junge Spieler für diese Aufgabe weiterentwickeln, „wie es uns auch in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist“.
Im Angriff, wo des Öfteren die Chancenverwertung ein Manko war, waren vor allem Henning Schopper, Johannes von der Au und (trotz vereinzelter altersbedingter Leistungsschwankungen) Filip Brühl die Aktivposten. Gerade der 21-jährige Brühl hat sich laut seinem Trainer „sehr gut entwickelt und seine Torquote von Spiel zu Spiel verbessert“. Wichtige Faktoren in der Offensive waren ferner Kreisläufer Florian Stenger und Rückraum-Wirbler Simon Brandt.
Auf sie alle wird es auch in der kommenden Spielzeit ankommen – aber natürlich genauso auf ihre Mitspieler, zu denen zwei Neuzugängegehören: Nils Kwiatkowski, ein 29 Jahre alter Rechtsaußen vom diesjährigen Ligakonkurrenten Waldbüttelbrunn, und der 19-jährige Felix Schäfer, der im Rückraum und auf Linksaußen eingesetzt werden kann und von den SC Magdeburg Youngster gekommen ist. Wenn sie alle regelmäßig an ihre Leistungsgrenze gehen, dürfte das aktuelle Urteil von Jan Redmann, der sich explizit bei den Fans für deren „super Unterstützung“ sowie beim Team hinter dem Team bedankt („Physios, Ärzte, Betreuer und Helfer haben alle einen prima Job gemacht“) auch in Zukunft Bestand haben: „Es macht einfach Spaß, diese Mannschaft zu trainieren.“