Ligapokal Mitte: HSG – ESG Gensungen/Felsberg 29:29 (9:14)
Fotos: Sascha Eyssen
Nach 60 Minuten Achterbahnfahrt musste HSG-Trainer Jan Redmann erst einmal kräftig durchschnaufen. Zuvor hatten seine Schützlinge eine miserable erste Halbzeit aufs Parkett gelegt und beim zwischenzeitlichen 11:17 sah man schon wie der sichere Verlierer aus. Doch mit einem wahren Kraftakt rettete man in Person von Sam Hoddersen, der insgesamt 10 Treffer erzielte, wenigstens noch einen Punkt in einer sehr interessanten Partie.
Nach dem Anpfiff der souverän leitenden Unparteiischen Ekk/Walter kamen die Hausherren zunächst überhaupt nicht in Fahrt. Zahlreiche leichte Fehler im Angriff und ein mangelhaftes Rückzugsverhalten der Baggerseepiraten wurden von den Gästen schnell in Tore umgemünzt. Die Edertaler, mit einem kleinen Kader angereist, zeigten vor allem in der kompakten 6:0 Deckung ihre Robustheit. Immer wieder schafften sie es so, die Rodgauer vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Und bot sich dann endlich einmal eine kleine Lücke, haperte es an der letzten Genauigkeit: „Wir haben alleine in der ersten Halbzeit 12 technische Fehler notiert, das ist natürlich viel zu viel“, resümierte Coach Redmann nach Abpfiff zutreffend. Da merkte man auch das Fehlen der etablierten Stammkräfte Keller, Weidinger und Kaiser. Henning Schopper war nach seiner Verletzung zudem noch nicht in körperlicher Bestform, so dass sich die in Teilen neu aufgestellte Truppe gegen die ohne Druck aufspielenden Nordhessen sichtlich schwer tat. Über 4:5 und 6:9 ging man schließlich trotz zweier früh genommener Auszeiten mit einem ernüchternden 9:14 Rückstand in die Kabine. In der Halbzeitpause diskutierten die wenigen Anwesenden dann, ob man den Schalter zum Umlegen noch rechtzeitig finden würde.
Danach sah es zunächst nicht aus, beim 11:17 drohte das Piratenschiff schon zu sinken, doch wie eine plötzlich auftretende Brise kämpfte man sich zurück ins Spiel. Über konsequentere Deckungsarbeit verzeichnete man einige Ballgewinne, die US-Nationalspieler Sam Hoddersen im schnellen Gegenstoß eiskalt ausnutzte. Binnen 7 Minuten war wieder Tuchfühlung hergestellt (18:20), aber auch die Gäste mobilisierten jetzt alle Kräfte. Vor allem der starke Feuring im rechten Rückraum hielt die Rodgauer weiter auf Distanz, doch die hatten jetzt Lunte gerochen. Philippe Kohlstrung übernahm Verantwortung, sorgte mit wuchtigen Treffern aus dem Rückraum für Entlastung. Ein Doppelschlag von Hofferbert zum 24:26 in der 52. Minute brachte zusätzliche Hoffnung auf eine erfolgreiche Aufholjagd. Gensungen/Felsberg konterte noch einmal auf 26:29, hatte damit das Pulver aber endgültig verschossen. Die letzten 5 Minuten gehörten komplett den Hausherren: Nachdem sich Benni von Stein am Kreis durchgesetzt hatte, ging auch Niklas Geck mit vollem Einsatz in eine sich bietende Lücke. Neben dem Torerfolg bekam ein Gensunger zusätzlich noch die letzte von insgesamt sieben Zeitstrafen aufgebrummt. In der folgenden Überzahl erzielte wie eingangs erwähnt Hoddersen dann den 29:29 Ausgleich. Anschließend bot sich sogar noch die Chance auf den Siegtreffer. Diese wurde zwar leichtfertig vertan, das wäre aber auch des Guten zu viel gewesen. Ganz im Gegenteil musste HSG-Kapitän Marco Rhein mit einer Glanzparade noch den möglichen Siegtreffer der Gäste in allerletzter Sekunde verhindern.
So blieb unterm Strich nach sechs Monaten Zwangspause unter anderem die Erkenntnis, dass diese Ligapokalrunde eine absolut willkommene Gelegenheit bietet, sich unter Wettkampfbedingungen mit anderen Drittligisten zu messen. Nächste Woche geht es für die Rodgauer dann nach Groß-Bieberau. Dort muss man an die gute Leistung der zweiten Halbzeit anknüpfen, wenn man die Chance auf die DHB-Pokalqualifikation aufrecht erhalten will.