TV Großwallstadt – HSG Rodgau Nieder-Roden 28:28 (16:15)

Damit war nach den vergangenen drei Wochen wirklich nicht zu rechnen: Mit dem 28:28 durch einen von Philippe Kohlstrung in der Schlusssekunde verwandelten Siebenmeter holte man einen Punkt, den man nach den Leistungen der letzten drei Spiele nicht unbedingt erwarten durfte. Und dabei überzeugte die Mannschaft vor allem durch etwas, das in genau diesen Wochen nicht unbedingt zu sehen war, nämlich einem unbändigen Kampfeswillen, mit dem man über die ganze Spieldauer immer wieder Nackenschläge durch 4-5 Tore-Rückstände oder Zeitstrafen wegsteckte und sich nie geschlagen gab.

Mit ziemlich gemischten Gefühlen fuhr man am Sonntag in die traditionsreiche Sporthalle in Elsenfeld zum Duell mit dem vielfachen Deutschen Meister und Europapokalsieger TV Großwallstadt. Zum Einen hatte dort in der vergangenen Saison der raketenmäßige Saisonstart mit einer 30:27-Niederlage ein jähes Ende gefunden, zum Anderen hatten die drei letzten Spielen mit einem glücklichen Remis gegen Gelnhausen und zwei deftigen Niederlagen in Burgdorf und gegen Bad Neustadt gewaltige Spuren der Verunsicherung in der Psyche der Baggerseepiraten hinterlassen.

Dinge, die zuvor wie von selbst liefen und erfolgreich waren, klappten plötzlich überhaupt nicht mehr, die lange Zeit so stabile und effektive Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse und die völlig verunsicherten Angreifer produzierten Fehlwürfe und Abspielfehler ohne Ende.

Alles andere als gute Aussichten also für das Spiel beim selbsternannten Meisterschaftsanwärter. Doch offensichtlich fruchteten die Maßnahmen, die Trainer Alex Hauptmann in der vergangenen Woche ergriff, denn die Mannschaft stemmte sich von Beginn an gegen den Favoriten und konnte zunächst sogar mit 4:8 in Führung gehen, bevor man -auch durch einige Zeitstrafen- etwas aus dem Rhythmus kam und beim 10:10 erstmals wieder den Ausgleich hinnehmen musste. Bis kurz vor der Pause geriet man sogar mit 16:14 ins Hintertreffen, bevor Philippe Kohlstrung mit dem Pausenpfiff einen Siebenmeter zum 16:15 verwandeln konnte.

Nach dem Wechsel musste man dann allerdings befürchten, dass die vorangegangenen Spiele doch tiefere Spuren in der Psyche hinterlassen hatten, denn in den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit schaffte man nicht einen Torerfolg und geriet beim 20:15 erstmals mit 5 Toren ins Hintertreffen. Timo Kaiser brach denn den Bann mit dem 20:16, doch beim 21:16 in Unterzahl wegen der zweiten Zeitstrafe gegen Tim Henkel war nach den Erfahrungen der letzten Wochen zu befürchten, dass das Spiel gelaufen sein könnte.

Doch es kam völlig anders: Gestützt auf den starken Marco Rhein im Tor ging nochmal ein Ruck durch die Mannschaft, es erwachte ein unbändiger Kampfgeist und der 5 Tore Rückstand wurde über 21:18 und 23:21 kontinuierlich verkürzt. Trotzdem gelang es dem TVG beim 27:23 noch einmal auf vier Tore davonziehen, bevor HSG Coach Alexander Hauptmann dreieinhalb Minuten vor dem Ende mit einer Auszeit noch einmal versuchte Einfluss auf den Spielausgang zu nehmen. Jonas Müller erzielte mit seinem sechsten Tor das 27:24, bevor der Wallstädter Aktivposten Tom Spieß in der 57. Spielminute mit seiner dritten Zeitstrafe das Spiel beenden musste und Alex Weber in Überzahl das 27:25 erzielen konnte.

TVG Trainer Heiko Karrer merkte sein Felle davonschwimmen und versuchte seinerseits mit einer Auszeit gegenzusteuern, doch Timo Kaiser schaffte beim 27:26 erstmals in der zweiten Halbzeit wieder den Anschlusstreffer. Trotz des abermaligen 28:26 durch den Ex-Nationalspieler Michael Spatz war nun die HSG nicht mehr aufzuhalten und Tim Henkel brachte sein Team wieder auf 28:27 heran, bevor auch er nach der dritten Zeitstrafe auf die Tribüne musste. Durch eine weitere Glanzparade von Kapitän Marco Rhein kam die HSG jedoch wenige Sekunden vor Schluss nochmals in Ballbesitz und konnte diesen auch erfolgreich nutzen.
Wie bereits zur Pause war es dann Philippe Kohlstrung vorbehalten mit einem Siebenmeter 6 Sekunden vor dem Ende den Ausgleich zu erzielen und damit einen Punkt zu sichern, den man sich durch Kampf und Leidenschaft redlich verdient hatte.

Vor allem die Art und Weise wie man sich in das Spiel zurückgekämpft hat, lässt hoffen daß damit die Mini-Krise der letzten drei Spiele überwunden ist und die Baggerseepiraten nun wieder in der Spur sind und in den kommenden Wochen -die weiterhin mit Derbies gespickt sind- wieder fleißig Punkte sammeln.