Baggerseepiraten betätigen sich beim 25:26 Sieg als Nesträuber

Einen spannenderen Auftakt in das neue Handballjahr hätte sich wohl selbst Alfred Hitchcock nicht ausdenken können. Nach 60 nervenaufreibenden Minuten und einer unglaublichen Schlußphase war es Michi „Air“ Weidinger, der mit dem Treffer zum 25:26 das letzte Ausrufezeichen unter eine denkwürdige Partie setzte und somit den ersten Sieg der Rodgauer Handballer in Groß-Bieberau überhaupt sicherstellte.

Foto: Wie im Hinspiel – Michi Weidinger ist ein geborener Rechtsaußen……

Über die komplette Spielzeit sahen die gut 800 Zuschauer ein packendes Kräftemessen der besten südhessischen Handballmannschaften. Um jeden Zentimeter Hallenboden wurde leidenschaftlich gekämpft, doch trotz des enormen Einsatzes ging es –wie eigentlich immer beim Aufeinandertreffen der Teams- erstaunlich fair zu. Von Anfang an dominierten die bestens eingestellten Abwehrreihen inklusive der Torhüter das Geschehen. Dementsprechend taten sich beide Mannschaften sehr schwer damit, Tore zu erzielen. Auf Seiten des Tabellenzweiten aus dem Odenwald war es Kapitän Buschmann, der sich des Öfteren durchsetzen konnte und seine Farben im Spiel hielt. Sein Pendant im Piratendress, Jonas Müller, war seinerseits ebenfalls mit wuchtigen Treffern erfolgreich. So entwickelte sich eine hart umkämpfte und absolut ausgeglichene Partie, in der der maximale Abstand zwischen den Kontrahenten 2 Tore betrug. Über die Spielstände 5:5 und 10:10 ging es schon fast folgerichtig mit einem 12:12 in die Kabinen, eine Prognose über den späteren Sieger war zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Man durfte lediglich vermuten, daß der weitere Spielverlauf ähnlich knapp werden würde. Und so war es dann auch, die Bieberauer legten meist einen Treffer vor, doch die Baggerseepiraten, erneut angetrieben vom sensationellen Kapitän Marco Rhein ließen nicht abreißen und brachten den Favoriten in arge Bedrängnis. Die letzten 10 Minuten waren dann wahrlich nichts für die kardiologische Abteilung. Nach dem Treffer von Christian Schmid zum 22:22 war es Linksaußen Christian Weiß, der nach einem Ballgewinn einen Tempogegenstoß in gewohnt rustikaler Manier erfolgreich abschloß. Sein Gegenspieler Kossler erhielt zudem noch eine Zeitstrafe –Vorteil HSG. In Unterzahl traf aber wieder mal Till Buschmann zum 23:23, ehe erneut Schmid einen Treffer für die Rodgauer vorlegte. Eine Zeitstrafe gegen Weis nutzten die Falken in Gestalt von Torjäger Zele, der ansonsten eher blass blieb – Spielstand 24:24. Die Rodgauer agierten zu diesem Zeitpunkt konsequent mit dem siebten Feldspieler, dadurch taten sich einige Lücken in der ansonsten sehr kompakten Bieberauer Deckung auf. Torjäger Timo Kaiser, der wieder einmal in Topform agierte, nutzte einen dieser  kleineren Freiräume aus und wurde regelwidrig gestoppt. Zwar wurde der fällige Strafwurf nicht verwertet,  doch Jonas Müller behielt die Nerven und stellte mit seinem siebten Treffer wieder die knappe Führung her. Die Bieberauer konterten erneut mit einem verwandelten Strafwurf zum 25:25 und nun wurde es richtig kurios. Die letzte Minute war schon angebrochen, als HSG-Trainer Hauptmann eine Auszeit nahm, um den folgenden Angriff zu besprechen. Im ohrenbetäubenden Lärm müssen die Anweisungen aber offensichtlich fehlinterpretiert worden sein, denn unter den entsetzten Blicken der Verantwortlichen vertändelten die Baggerseepiraten den Ball. Die Bieberauer nutzten dies zu einem blitzschnellen Konter, bei dem der Timo Kaiser seinen Gegenspieler am Wurf hinderte. Die harte aber vertretbare Entscheidung der beiden Unparteiischen lautete Strafwurf und Hinausstellung gegen Kaiser. Nun kam es zum vermeintlich letzten Akt in diesem heißen Match: Michael Malik trat an die Strafwurflinie, den Rodgauern drohte wie im Hinspiel erneut eine knappe Niederlage. Doch HSG-Kapitän Rhein parierte den Wurf und verhinderte die Entscheidung. Das verrückte Finale furioso hielt dann noch eine absolute Kuriosität bereit: In Unterzahl „räumten“ die HSG´ler nach Rechtsaußen ab, wo völlig unverhofft Michi Weidinger zum Wurf kam und die Harzkugel unter dem Jubel der knapp 200 Gästefans mit brachialer Gewalt im Falkennest versenkte.

Betreuer Peter Wade war im Anschluß voll des Lobes: „Das war absolute Werbung für den Handball. Die Zuschauer haben eine attraktive, spannende und stets faire Partie gesehen. Nach den Leistungen der letzten Jahre waren wir einfach mal dran, hier zu gewinnen, das nötige Glück dazu haben wir uns heute verdient.“