Henning Schopper versenkt den TVG in der letzten Sekunde
Was für ein Spiel, was für eine Dramatik ! Um exakt 21.37 Uhr explodierte die ausverkaufte Sporthalle an der Wiesbadener Straße förmlich, die Fans der Baggerseepiraten fielen in einen kollektiven Jubelrausch und für ein paar Minuten verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Und das alles, weil Henning Schopper in der wirklich allerletzten Sekunde eines packenden Derbys aus gut 12 Metern Torentfernung einfach mal draufgehalten hatte. Dem bis dahin glänzend parierenden Gästetorhüter Podsendek rutschte der Ball über den linken Arm und damit war der Endstand von 24:23 besiegelt.
Es war vom Anpfiff weg schon eine besondere Stimmung in der Halle spürbar, nicht nur weil das Oktoberfestmotto von Horst Schmid glänzend umgesetzt wurde. Einen großen Anteil trugen dazu die zahlreichen Gästefans bei, die für mächtig Lärm sorgten. Auch das heimische Fanlager stand bedingungslos hinter der eigenen Mannschaft und das obwohl der letzte Auftritt gegen Baunatal mehr als bescheiden war. Doch die bisher erzielten Saison-Ergebnisse spielten am gestrigen Abend keine Rolle mehr, die komplette Konzentration lag auf dem bevorstehenden Derby, das immer hart umkämpft war. Und so sollte es auch dieses Mal sein. Den bessern Auftakt erwischten die Hausherren, die vor allem über eine kompromisslose Abwehrarbeit zu einfachen Ballgewinnen kamen. Hauptprofiteur davon war vor allem Michi Weidinger, der ein ums andere Mal frei vor dem Gästetor auftauchte und drei blitzsaubere Treffer erzielte. Bis zur 12. Minute hatte man sich somit eine 6:2 Führung erarbeitet und die Gäste aus Unterfranken, die auf Florian Eisenträger verzichten mußten, waren bis dato noch überhaupt nicht richtig im Spiel. Folgerichtig nahmen die Wällster eine Auszeit, um den Spielfluß der Baggerseepiraten zu unterbrechen. Und in der Tat kamen die Rodgauer nach der kurzen Pause völlig außer Tritt. Binnen kürzester Zeit mußte man erst den Ausgleich und dann sogar die 6:7 Führung für die Gäste hinnehmen, die sich in dieser Phase voll auf ihren Routinier und Haupttorschützen Michael Spatz (10/5) verlassen konnten. Der eigene Angriffsmotor kam bedenklich ins Stottern, erst Jonas Müller mit einem Gewaltwurf beendete die 8-minütige Torflaute. Aus dem gebundenen Spiel taten sich beide Teams nach wie vor sehr schwer mit dem Tore werfen, der Halbzeitstand von 10:12 war dann die logische Konsequenz aus der sehr guten Abwehrarbeit.
Nach Wiederanpfiff war es zunächst erneut Spatz, der die 10:13 Führung für seine Farben erzielte, doch die Baggerseepiraten hielten dagegen und ließen sich nicht abschütteln. Vor allem Christian Schmid sorgte nun für reichlich Betrieb in der Wällster Deckung. Zudem hatte Trainer Redmann noch ein As im Ärmel und das hieß Philipp Keller. Das HSG-Urgestein mußte notgedrungen aufs Parkett, da Kohlstrung und Weidinger jeweils mit 2 Hinausstellungen belastet waren. Mit seiner Präsenz sorgte Keller für noch mehr Stabilität in der Defensive. Unter dem lautstarken Jubel der Zuschauer drehten die Rodgauer voll auf und setzten sich mit einem 6:1 Lauf von 14:16 auf 20:17 ab. Da schien schon eine Art Vorentscheidung gefallen zu sein, doch auch die Gäste mobilisierten nun ihre letzten Kräfte und kamen zum 20:20 Ausgleich. Die Spannung war nun bei jeder Aktion mit den Händen greifbar, alle Akteure gingen bis an ihre Belastungsgrenze. Nachdem Youngster Johannes von der Au das 22:21 erzielte, kam es zu einer Schlüsselszene. Torjäger Timo Kaiser foulte seinen Gegenspieler Göpfert und bekam dafür die Rote Karte – eine sehr harte aber vertretbare Entscheidung, die die hitzige Stimmung weiter hochkochen ließ, vor allem da sich besagter Göpfert zu einer unschönen Geste in Richtung HSG-Fanblock hinreißen ließ und dafür ebenfalls mit einer Hinausstellung bedacht wurde. Anstatt Überzahl für die Gäste war also personelle Gleichzahl auf der Platte. Der wuchtige Niklas Geck, der neben Spatz der überragende Offensivspieler der Unterfranken war, nutzte die größeren Räume und traf zum 22:23, im Gegenzug egalisierte Tim Henkel den Rückstand. Nun war das Match auf der Zielgeraden, beide Teams versuchten in den verbleibenden zweieinhalb Minuten, einen vernünftigen Torabschluß hinzubekommen, doch die Defensivreihen kämpften verbissen und waren unüberwindlich. Wenige Sekunden vor Schluß brachten die Wällster dann noch einmal „Publikumsliebling“ Göpfert in aussichtsreiche Wurfposition, er scheiterte aber am glänzend aufgelegten Piraten-Kapitän Marco Rhein. Gerade einmal fünf Sekunden blieben den Redmännern nach der genommenen Auszeit, um vom eigenen Torraum noch einmal vor das Wällster Gehäuse zu gelangen…..Zeit genug für Henning Schopper !
Völlig ausgelaugt war auch Trainer Redmann im Anschluß an die Partie: „Wir haben heute ein sehr emotionales Derby erlebt, bei dem wir einfach die glücklichere Mannschaft waren. Vor zwei Wochen in Bad Neustadt haben wir in ähnlicher Art und Weise einen Punkt abgegeben, heute haben wir ihn uns zurückgeholt. Unabhängig vom Ergebnis war das Werbung für unseren Sport hier in der Region, danke an alle Beteiligten.“