Derbykampf pur beim 24:24 Unentschieden
Mit 5:1 Punkten verabschieden sich die Baggerseepiraten von den „TVG-Wochen“ und können damit eine durchaus erfolgreiche Bilanz vorweisen. Daß es nicht zum insgesamt vierten Sieg in Folge gereicht hat, lag vor allem an der mangelnden Chancenverwertung. Trotzdem zeigten sich die Verantwortlichen der HSG im Anschluß an das hart umkämpfte Derby sehr zufrieden.
„Kompliment an beide Teams, die wirklich alles investiert und den Zuschauern einen spannenden Derby-Fight gezeigt haben. Am Ende können wir mit dem Punkt gut leben“, zeigte sich Pressesprecher Marzo angetan von den 60 spannenden Minuten.
Am Umstädter „Tag des Handballs“ entwickelte sich von Beginn an eine sehr umkämpfte Partie. Trotz der ungewohnten Anwurfzeit präsentierten sich vor allem die Offensivreihen sofort hellwach und so kam in der sehr gut gefüllten Heinrich-Klein-Halle schnell Derbystimmung auf. Auf Seiten der Gastgeber zeigte sich vor allem die torgefährliche Rückraumachse See/Kraft/Eisenträger gut aufgelegt, während bei den Rodgauern Philippe Kohlstrung (9/3) die meiste Torgefahr ausstrahlte. Nach ausgeglichener Anfangsphase konnten die Weininsulaner eine kurze Durststrecke der Gäste nutzen und sich auf 3 Tore Differenz absetzen (6:3), doch die Hauptmann-Schützlinge fanden schnell wieder in die Spur zurück und beim 9:9 und 10:10 war wieder der Gleichstand hergestellt. Beide Treffer erzielte der beherzt aufspielende Sergej Zutic, der den bis dahin etwas glücklosen Timo Kaiser im rechten Rückraum abgelöst hatte und mit dynamischen 1:1 Aktionen für mächtig Wirbel im Umstädter Deckungsverband sorgte. Leider verpassten es die Rodgauer im Anschluß, die sich zahlreich bietenden Einwurfmöglichkeiten zu nutzen, immer wieder scheiterte man freistehend am Torhüter der Gastgeber, Thomas Bolling, oder es unterliefen leichte Fehler im Spielaufbau. So wie kurz vor der Halbzeitsirene, als man bei eigener 12:13 Führung gleich zweimal beste Chancen versemmelte. Die Hausherren ließen sich in Person von See und Kraft nicht lange bitten und drehten die Partie zum 14:13.
Nach Wiederanpfiff gelang sofort ein 4:1-Lauf und die gut 150 lautstarken Gästefans –darunter die komplette Damen 1 Mannschaft, die am Vorabend den Aufstieg in die Oberliga klargemacht hatte- hofften schon auf die Vorentscheidung. Doch immer, wenn man die Gelegenheit hatte, sich weiter abzusetzen, stand entweder Bolling im Weg oder man kassierte durch kleine Unaufmerksamkeiten in der Abwehr unnötige Gegentreffer, wie beim 16:17 durch Kai Kramer von Rechtsaußen. Philippe Kohlstrung, dessen mittlerweile zweites Trikot den zahlreichen „Zerr- und Textilproben“ auch nicht standhielt und in Fetzen von den Schultern hing, gelang noch ein Treffer zum 17:18, doch in der Folge drehten die Hausherren mächtig auf und brachten sich ihrerseits durch einen 3-0 Lauf mit 20:18 selbst in Front. Eine durchaus kuriose Situation gab es beim anschließenden Team-Time Out, als Trainer Hauptmann offensichtlich so viel zu besprechen hatte, daß er sein Team viel länger als die erlaubte Minute versammelte und Betreuer Peter Wade von den Schiedsrichtern daraufhin eine Zeitstrafe kassierte. Doch auch in Unterzahl überzeugten die Baggerseepiraten mit unbändigem Kampfeswillen und überstanden diese kritische Phase ohne Gegentreffer. Als dann auch noch Torjäger See mit einem Strafwurf am bärenstarken Marco Rhein scheiterte und Christian Weis der 20:21 Führungstreffer gelang, war der Auswärtssieg wieder in greifbarer Nähe. In den letzten 10 Minuten wurde es dann noch einmal richtig heiß, so wie es sich für ein Derby gehört. Zweimal Eisenträger brachte die Weininsulaner mit 23:22 in Front, Kohlstrung behielt die Nerven und erzielte nach feiner Einzelleistung den Ausgleich. Kapitän Marco Rhein kochte auch den letzten Strafwurf ab, war beim 24:23 durch Kraft aber machtlos. Mit dem hauchdünnen Vorsprung für die Odenwälder ging die Partie in die letzten beiden Minuten, allerdings ohne Christian Weis und Alex Weber, die mit Muskelverletzungen am Spielfeldrand lagen. Das letzte Aufgebot der Baggerseepiraten stemmte sich gegen die drohende Niederlage und dem wieder aufs Feld beorderten Kaiser gelang eine Minute vor Schluß der vielumjubelte 24:24 Ausgleich. In den verbleibenden 50 Sekunden mobilisierten die Rodgauer dann die allerletzten Kraftreserven und verteidigten so geschickt, daß die Umstädter nicht zum Abschluß fanden. Somit endete das packende und umkämpfte Derby mit einem leistungsgerechten Unentschieden.
„Wir haben heute zu viele 100%ige liegen lassen, das war das Hauptproblem. Trotzdem glaube ich, daß das Ergebnis dem Spielverlauf gerecht wird, den Zuschauern wurde richtig was geboten“, analysierte HSG-Trainer Hauptmann das Geschehene treffend.